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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Die Rolle der Hausärzt:innen in der pädiatrischen Versorgung in den mangelnd erschlossenen Regionen

Meeting Abstract

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  • Stefan Mathis - Gesundheit Österreich GmbH, Wien, Österreich
  • Sarah Burgmann - Gesundheit Österreich GmbH, Wien, Österreich
  • Gunter Maier - Gesundheit Österreich GmbH, Wien, Österreich

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf317

doi: 10.3205/23dkvf317, urn:nbn:de:0183-23dkvf3172

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Mathis et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: In ländlichen oder dünn besiedelten Gebieten bestehen oft Lücken in der pädiatrischen Versorgung und niedergelassene Hausärzt:innen übernehmen teilweise deren Versorgungsauftrag. Bisher ist weder das Ausmaß bekannt, noch welche Leistungen substituiert werden und von welchen Faktoren dies abhängt.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Um das Potenzial alternativer Versorgungsformen wie multiprofessioneller Primärversorgungseinheiten, Hausarztpraxen mit kinderärztlichen Sprechstunden oder telemedizinischer Angebote abschätzen zu können, wird der Hypothese nachgegangen, dass in ländlichen Gebieten und mit zunehmender Entfernung zu primär pädiatrischen Angeboten die Bedeutung von Hausärzt:innen zunimmt.

Methode: Auf Basis von dokumentationspflichtigen Routinedaten aus dem niedergelassenen Bereich wird das Leistungsspektrum von Hausärzt:innen dargestellt und Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme pädiatrischer Leistungen untersucht. Als Einflussfaktoren werden der Urbanisierungsgrad und die Entfernung zu nächstgelegenen primären pädiatrischen Angeboten betrachtet.

Ergebnisse: Die Analysen über neun Bundesländer hinweg erfolgen auf Basis von ca. 271.000 Besuchen von Kindern bis 14 Jahren, die pädiatrische Leistungen bei Hausärzt:innen erhalten. Als Indikator für die Breite des Leistungsspektrums (Kenn-BLS) wird die Anzahl unterschiedlicher pädiatrischer Leistungen pro Leistungserbringer gezählt, die innerhalb eines Jahres dokumentiert werden. Der Median für Kenn-BLS über alle Leistungserbringer liegt bei 18 pädiatrischen Leistungen mit einer hohen Streuung. In städtischen Regionen liegt der Median für Kenn-BLS bei 10, in ländlichen Regionen bei 20. Ein weiterer Zusammenhang besteht mit der Entfernung zu den nächstgelegenen primären spezialisierten pädiatrischen Angeboten. Ist ein Angebot in derselben Gemeinde vorhanden, liegt der Median von Kenn-BLS bei 13, ist das nächstgelegene Angebot innerhalb von 30 Minuten erreichbar, liegt er bei 22 Leistungen. Weitere Ergebnisse sind in Vorbereitung.

Diskussion: Die Analysen bestätigen, dass in peripheren Gebieten Hausärzt:innen tendenziell für bestimmte pädiatrische Versorgungsleistungen substitutiv in Anspruch genommen werden und dass offenbar auch das angebotene Leistungsspektrum breiter ist, wo Kinderärzt:innen weiter entfernt sind. Die Streuung der Kennzahl deutet jedoch darauf hin, dass das Potenzial an einzelnen Standorten/Regionen nicht ausgeschöpft wird. Da jedoch nicht die volle Bandbreite pädiatrischer Leistungen (ca. 75 gemäß Leistungsmatrix ambulant) von Hausärzt:innen abgedeckt wird, ist die Bedeutung alternativer Versorgungsformen zu erkennen. Durch die hier vorgestellte systematische Versorgungsanalyse können lokale/regionale Versorgungsengpässe identifiziert und quantifiziert werden, so dass geeignete alternative Versorgungsformen gefunden werden können.

Implikation für die Versorgung: Diese Ist-Analyse zeigt auf, welche Möglichkeiten, aber auch Grenzen Hausärzt:innen in der pädiatrischen Versorgung haben können und weist auf die Bedeutung von alternativen Versorgungsformen hin.