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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Eine Systematische Übersichtsarbeit: Faktoren der Wahl einer zahnmedizinischen Behandlung aus Patient*innensicht – hat sich das Verhalten mit der Covid-19-Pandemie verändert?

Meeting Abstract

  • Susanne Felgner - Technische Universität Berlin, Berlin, Deutschland
  • Johannes-Felix Handrock - Technische Universität Berlin, Berlin, Deutschland
  • Carmen Cecilia Schroll - Technische Universität Berlin, Berlin, Deutschland
  • Fabian Schütte - Technische Universität Berlin, Berlin, Deutschland
  • Cornelia Henschke - Technische Universität Berlin, Berlin, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf319

doi: 10.3205/23dkvf319, urn:nbn:de:0183-23dkvf3195

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Felgner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Zahngesundheit hat einen Einfluss auf die allgemeine Gesundheit sowie Lebensqualität. Patient*innen sehen sich bei ihrem*r Zahnarzt*ärztin oftmals hohen Eigenbeteiligungen gegenübergestellt. Die Wahl einer zahnmedizinischen Behandlung kann durch viele Faktoren bedingt sein: eigene finanzielle Mittel, individuelle Präferenzen (z.B. Farbe einer Zahnfüllung) und äußere Umstände (z.B. Covid-19-Pandemie).

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel der Studie ist die Identifikation von Faktoren, die Patient*innen bei ihrer Wahl einer zahnmedizinischen Behandlung beeinflussen.

Methode: Es wurde eine systematische Literaturrecherche in drei biomedizinischen Datenbanken durchgeführt. Aus relevanten Publikationen wurden Faktoren der Wahl sowie weitere Daten (z.B. Behandlungsart) extrahiert. Die Analyse erfolgte nach einem qualitativen Ansatz und die Qualitätsbewertung mittels MMAT (Mixed Methods Appraisal Tool). Die Umsetzung der Studie wurde gemäß PRISMA sowie SWiM (Synthesis Without Meta-analysis) Statement realisiert.

Ergebnisse: Nach mehrstufiger Sichtung von n=4.226 Publikationen durch zwei Reviewer*innen wurden n=233 relevante Artikel verschiedener Studientypen [qualitativ (n=42), quantitativ (n=177) und mixed-methods (n=14)] in die Analyse einbezogen. Die Datenerhebung erfolgte über unterschiedliche Settings [z.B. Praxis (n=18)] und Ansätze (z.B. Interviews) in n=49 Ländern. Die einbezogenen Studien konzentrieren sich auf spezifische Behandlungen (z.B. Kariesbehandlung) oder Behandlungen im Allgemeinen (z.B. Dentaltourismus). Länderübergreifend wurde eine Vielzahl von Faktoren der Wahl (n=101) ermittelt, die in drei Kategorien unterteilt wurden: (I) "Zahnarzt*ärztin und zahnmedizinische Einrichtung" (z.B. Kommunikation), (II) "Patient*in" (z.B. Angst) und (III) "Behandlung" (z.B. Haltbarkeit). Kosten und Angst waren die am häufigsten genannten Faktoren (n=148, n=73). In den Ländern mit den meisten Artikeln [UK (n=28), Saudi-Arabien (n=23), USA (n=22), Indien (n=19), Brasilien (n=14), Türkei (n=11), Deutschland (n=9) und Kanada (n=9)] war der Kostenfaktor am weitesten verbreitet, insbesondere in den USA (n=16, in 73% der Artikel aus diesem Land), Deutschland (n=6, 67%) und Kanada (n=6, 75%). Die Häufigkeit des Faktors Angst variierte von Land zu Land [relativ häufig genannt z.B. in Artikeln aus Saudi-Arabien (n=11, 48%) vs. Kanada (n=0)]. Eine Publikation thematisierte die Covid-19-Pandemie. In dieser wird beschrieben, dass Behandlungstermine aufgrund von Angst vor einer Infektion mit SARS-CoV2 durch Patient*innen abgesagt wurden. Die Studienqualität nach MMAT ist sehr variabel.

Diskussion: Eine Vielzahl an Faktoren beeinflusst Patient*innen bei der Wahl einer zahnmedizinischen Behandlung. Hohe Eigenbeteiligungen und (Dental-)Angst sind häufig ein Grund dagegen. Die Angst vor einer SARS-CoV2-Infektion kommt als ein neuer Faktor hinzu. Bisher gibt es wenige Untersuchungen zu den Effekten der Covid-19-Pandemie.

Implikation für die Versorgung: Regulative Maßnahmen und Informationsarbeit sollten im Interesse der Patient*innen angepasst werden, um Zugangsbarrieren zur Versorgung abzubauen.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung/Nachwuchs; 01EH1604A