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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Offene Versorgungsbedarfe bei Menschen mit Demenz – eine Querschnittsanalyse aus der InDePendent-Studie

Meeting Abstract

  • Fabian Kleinke - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Bernhard Michalowsky - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Greifswald, Deutschland
  • Anika Rädke - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Greifswald, Deutschland
  • Franka Mühlichen - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Greifswald, Deutschland
  • Annelie Scharf - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Greifswald, Deutschland
  • Peter Penndorf - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Neeltje van den Berg - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Wolfgang Hoffmann - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf321

doi: 10.3205/23dkvf321, urn:nbn:de:0183-23dkvf3215

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Kleinke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Derzeit leben in Deutschland ca. 1,8 Millionen Menschen mit Demenz (MmD) und die Anzahl der Neuerkrankungen pro Jahr beträgt über 300.000. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklungen wird sich die Anzahl an MmD bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf bis zu 2,8 Mio. erhöhen [1], [2]. Die Erkrankung führt zu komplexen Versorgungsbedarfen, die in der Routineversorgung oftmals nicht adressiert werden.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Zielstellung ist die Deskription der Anzahl ungedeckter Versorgungsbedarfe und die jeweiligen Versorgungsbereiche sowie deren assoziierte Faktoren.

Methode: Aus der multizentrischen, cluster-randomisierten und kontrollierten Interventionsstudie InDePendent wurden Baseline-Daten von n=409 MmD analysiert und die Anzahl der ungedeckten Versorgungsbedarfe mit dem CANE-Fragebogen erfasst [3]. Multivariate Poisson Regression diente zur Identifikation von soziodemografischen und klinischen Faktoren von ungedeckten Bedarfen.

Ergebnisse: Die MmD waren im Mittel 80,6 Jahre alt (SD=6,7) und überwiegend weiblich (56%). Bei den MmD lag die Anzahl der ungedeckten Versorgungsbedarfe im Mittel bei 2,3 (SD=2,5). MmD der Altersgruppe bis 69 Jahren zeigten mit 3,6 (SD=2,5) häufiger ungedeckte Versorgungbedarfe als MmD über 80 Jahren MW=2,1 (SD=2,5). Mit Zunahme eines Lebensjahres sank die Anzahl der Bedarfe um den Faktor 0,971 (95% KI 0,957 – 0,985), p<0,001). Zudem waren Geschlecht, Partnerschaft, Schulabschluss und Lebensqualität (Qol AD) signifikante Faktoren. Die häufigsten ungedeckten Bedarfe betrafen die Bereiche Gedächtnis und sozialrechtliche Leistungen.

Diskussion: MmD weisen Bedarfe auf, die in der Versorgung bislang nicht adressiert werden. Innovative Versorgungsalternativen stellen eine Möglichkeit dar, Versorgungsdefizite zu minimieren und den MmD möglichst lange ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben bei hoher Lebensqualität zu ermöglichen.

Implikation für die Versorgung: Die frühzeitige Erkennung und Deckung von Versorgungsbedarfen bei MmD und deren Angehörigen kann einen wesentlichen Beitrag für einen besseren Krankheitsverlauf darstellen, sich positiv auf die Lebensqualität auswirken und Angehörige entlasten. Interventionsstudien zur gezielten Reduktion offener Versorgungsbedarfe sind wichtig, um den Einfluss von adressierten Bedarfen auf patienten- und versorgungsrelevante Outcomes zu erfassen.

Förderung: Sonstige Förderung; 01NVF18034


Literatur

1.
Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen. 2022. Verfügbar unter: https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf Externer Link
2.
Thyrian JR, Boekholt M, Hoffmann W, Leiz M, Monsees J, Schmachtenberg T, Schumacher-Schönert F, Stentzel U. Die Prävalenz an Demenz erkrankter Menschen in Deutschland – eine bundesweite Analyse auf Kreisebene [The prevalence of people with dementia in Germany-A nationwide analysis at the district level]. Nervenarzt. 2020 Nov;91(11):1058-61. German. DOI: 10.1007/s00115-020-00923-y Externer Link
3.
Stein J, Dorow M, Liegert P, Pabst AG, Riedel-Heller S. Camberwell Assessment of Need for the Elderly CANE. Handbuch für die adaptierte deutsche Version. Köln: Psychiatrie Verlag; 2019. (Forschung für die Praxis – Hochschulschriften).