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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Einstellungsbezogene Barrieren von Menschen mit depressiven Symptomen im Inanspruchnahmeprozess von Hilfeleistungen – Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Studie

Meeting Abstract

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  • Anna Katharina Reinhold - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Patrick Trudzik - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Anna Levke Brütt - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf322

doi: 10.3205/23dkvf322, urn:nbn:de:0183-23dkvf3224

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Reinhold et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Einstellungsbezogene Barrieren sind eine Ursache dafür, dass Menschen mit depressiven Symptomen keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen oder die erforderliche Versorgung zu spät erfolgt. Um der Nicht-Inanspruchnahme effektiv entgegen zu wirken, ist es nicht nur wichtig diese Barrieren zu identifizieren, sondern auch zu verstehen, wie sie entstehen und zusammenhängen. Unter Berücksichtigung des Common-Sense Modell als theoretischem Rahmen konnte kürzlich gezeigt werden, dass sowohl die Selbstidentifikation als psychisch krank als auch die Intention zur Hilfesuche zunahmen, je heterogener das kausale Ursachenkonzept der Befragten war [1].

Fragestellung: Erhöhen differenziertere Ursachenkonzepte die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person sich a) als psychisch krank identifiziert und b) ihren Behandlungsbedarf wahrnimmt?

Methode: In der prospektiven, bevölkerungsrepräsentativen Studie wurden die Daten zu zwei Messzeitpunkten (T0 und 12 Monate später zu T1) telefonisch erhoben. Einschlusskriterien zu T0 waren eine mindestens leichtgradige depressive Symptomatik (PHQ-9 ≥ 5) und ein Alter ≥ 18 Jahren. Die wichtigsten Kausalattributionen wurden mit der offenen Frage des Brief Illness Perception Questionnaires erhoben und mit Hilfe eines deduktiven Kategoriensystems ausgewertet. Die Differenziertheit der Ursachenkonzepte ergibt sich aus der Anzahl der genannten Ursachenkategorien pro Proband:in. Mögliche Zusammenhänge zwischen der Differenziertheit der Ursachenkonzepte, der Selbstidentifikation als psychisch krank und dem wahrgenommenen Behandlungsbedarf werden mit Hilfe von Regressionsmodellen untersucht.

Ergebnisse: Zu T0 haben 860 von 924 Befragten Angaben zu den kasualen Gründen gemacht. Die genannten Kausalattributionen wurden 14 verschiedenen Hauptkategorien zugeordnet, von denen Probleme im sozialen Umfeld (n=353), Probleme auf der Arbeit (n=282) und eigene/interne Befindlichkeiten (n=256) am häufigsten genannt wurden. Der Großteil der Proband:innen (41,6%) hat zwei kausale Gründe als Ursache für ihre psychischen Beschwerden angegeben. Die Analyseergebnisse der Regressionen liegen bis zum Kongress vor.

Diskussion: Die Ergebnisse liefern erste Hinweise dazu, ob die Zusammenhänge zwischen Ursachenkonzept, Selbstidentifikation und wahrgenommenem Behandlungsbedarf repliziert werden können. Die Ergebnisse werden unter Berücksichtigung der Unterschiede bezüglich des Samplings und der Erhebungsmethoden diskutiert.

Implikation für die Versorgung: Personen, die nicht in Erwägung ziehen, sich Hilfe zu suchen, kommen nicht in der Versorgung an. Mehr über die Zusammenhänge zwischen einstellungsbezogenen Barrieren zu erfahren, ermöglicht die Identifikation von Ansatzpunkten für wirksame Maßnahmen zum Abbau der Barrieren.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 271518504


Literatur

1.
McLaren T, Peter LJ, Tomczyk S, Muehlan H, Schomerus G, Schmidt S. The Seeking Mental Health Care model: prediction of help-seeking for depressive symptoms by stigma and mental illness representations. BMC Public Health. 2023 Jan 10;23(1):69. DOI: 10.1186/s12889-022-14937-5 Externer Link