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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

ATP Arztnetze – Arbeitsteilung und Performance empirischer und organisierter Netzwerke im ambulanten Sektor in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Philip Bammert - Technische Universität München, München, Deutschland
  • Ronja Flemming - Technische Universität München, München, Deutschland
  • Leonie Sundmacher - Technische Universität München, München, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf356

doi: 10.3205/23dkvf356, urn:nbn:de:0183-23dkvf3563

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Bammert et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: In den letzten 25 Jahren hat der Gesetzgeber eine stärkere Vernetzung von niedergelassenen Ärzten in Arztnetzen ermöglicht. So wurde beispielsweise im zweiten Neuordnungsgesetz der gesetzlichen Krankenversicherung die Möglichkeit der Arztnetze als Strukturverträge und Modellvorhaben verankert. Bisher gibt es jedoch nur wenige Untersuchungen zu der Frage, inwieweit Arztnetze stärker über gemeinsam versorgte Patienten vernetzt sind und bessere Outcomes erzielen als die Leistungserbringer der Regelversorgung

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Das durch den Innovationsfonds finanzierte Projekt ATP-Arztnetze hatte zum Ziel, die Performance und Arbeitsteilung von Arztnetzen im Vergleich zur Regelversorgung in Deutschland zu evaluieren.

Methode: Als Endpunkte der Evaluation wurden Raten ambulant-sensitiver Notfälle sowie Prozessindikatoren der vertragsärztlichen Versorgung herangezogen. Es wurde ein quasi-experimentelles Design gewählt, das eine Vergleichbarkeit der nichtrandomisierten Gruppen der Arztnetze und Praxen in der Regelversorgung erlaubt. Ein Propensity-Score Matching wurde an einem verknüpften Datensatz mit Arztnetzen der Kassenärztlichen Vereinigungen Bayerns, Westfalen-Lippe sowie Brandenburg durchgeführt.

Ergebnisse: Patienten von Arztnetzen unterscheiden sich hinsichtlich der primären Outcomes – ambulant-sensitive Krankenhausfälle und ambulant-sensitive Notfälle – nicht signifikant von Patienten der Regelversorgung. Ausgewählte Prozessindikatoren liefern jedoch Hinweise, dass die Patienten in Arztnetzen mehr Leistungen im Bereich der primären Prävention erhalten. Auch Indikatoren, welche die Güte der Koordination von Patienten approximieren sollen, schneiden in Arztnetzen besser ab. Die Patienten in Arztnetzen werden meist kontinuierlicher behandelt, es werden mehr zielgerichtete Überweisungen zu Fachärzten ausgestellt und es werden mehr Patienten aus Arztnetzen in Disease Management Programme eingeschrieben. Insgesamt werden in Arztnetzen mehr Fachärzte in Anspruch genommen. Mit dieser höheren Versorgungsintensität in Arztnetzen gehen auch höhere Raten von Polymedikation einher.

Diskussion: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie können genutzt werden, um Stärken und mögliche Schwächen von Artnetzen zu identifizieren: Arztnetze schneiden besser im Bereich der Präventions- und Koordinationsqualität ab. Demgegenüber stehen höhere Raten der Polymedikation im Vergleich zu der Regelversorgung

Implikation für die Versorgung: Arztnetze können eine besonders enge und koordinierte Versorgung für ihre Patienten bereitstellen, da durch die Vernetzung der Leistungserbringer einigen Schwächen der Regelversorgung im ambulanten Sektor entgegnet wird. Weitere Maßnahmen der Qualitätssicherung können helfen um die Versorgung in den Netzen weiter zu optimieren.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF17030