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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Sepsis – Analyse der Prävalenz, Behandlungskosten und Mortalität anhand GKV-Routinedaten

Meeting Abstract

  • Julia Puschmann - Gesundheitsforen Leipzig GmbH, Leipzig, Deutschland
  • Anna Seiffert - Gesundheitsforen Leipzig GmbH, Leipzig, Deutschland
  • Tobias Rähse - Gesundheitsforen Leipzig GmbH, Leipzig, Deutschland
  • Sophie Marquardt - Gesundheitsforen Leipzig GmbH, Leipzig, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf361

doi: 10.3205/23dkvf361, urn:nbn:de:0183-23dkvf3615

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Puschmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Sepsis, eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland, ist eine durch Prävention und frühe Diagnostik vermeidbare Erkrankung. Die Notwendigkeit zur Erkennung einer Sepsis besteht jedoch aus volkswirtschaftlicher Sicht durch deren Burden of Disease, welche sich durch eine Kombination aus hoher Mortalität sowie immensen Behandlungskosten ergibt.

Zielsetzung: Anhand von Routinedaten soll für 2017–2020 untersucht werden, wie viele Patienten an einer Sepsis erkranken und welche Kosten daraus entstehen.

Methode: Es wurden vollversicherte Erwachsene der Deutschen Analysendatenbank für Evaluation und Versorgungsforschung (DADB) der Jahre 2017-2020 untersucht. Je Berichtsjahr wurden Versicherte mit einer Diagnose für Sepsis und Organversagen basierend auf dokumentierten ICD-10-GM Codierungen betrachtet. Es wurden Prävalenz, Hospitalisierungsrate, Krankenhausverweildauer, Mortalität und diagnosespezifische Fallkosten ermittelt und alters- und geschlechtsadjustiert auf die Gesamt-GKV hochgerechnet.

Ergebnisse: Die Sepsis-Prävalenz von ca. 155.000 Fällen, ca. 250/100.000 Versicherten, war konstant über die Jahre. Mehr als 40% der Fälle wurden keinem Erreger zugeordnet. 2017–2019 wurden ca. 23% der Fälle auf das Bakterium E. coli zurückgeführt, 2020 sank deren Anteil auf ca. 17%. Rund 95% der Sepsis-Erkrankten wurden hospitalisiert, wobei für die Hälfte eine intensivmedizinische Behandlung notwendig wurde. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 25 Tage. Einzelne Fälle dauerten über 13 Monate an. Die diagnosespezifischen stationären Fallkosten ergaben im Median 12.000 €. Bei ca. 40% der Patienten entstanden Kosten in Höhe von 10-50.000 €, bei etwa 18% der betrachteten Patienten waren es mehr als 50.000 €. Rund 40% der Erkrankten verstarben in der Klinik, weitere 20% verstarben innerhalb von 365 Tagen nach der Entlassung. Die Mortalität ist im Beobachtungszeitraum um bis zu 6% gesunken.

Diskussion: Mit bis zu 250 Sepsis-Erkrankten je 100.000 Versicherten bewegt sich die Prävalenz auf einem hohen Niveau. Ein Indikator für das Ausmaß einer Sepsis ist der Anteil der ITS-Patienten, welcher bei ca. 50% liegt. Dies spiegelt sich auch in der Aufenthaltsdauer (etwa ein Monat) und den daraus resultierend diagnosespezifischen Kosten wieder. Über die Hälfte der stationären Patienten verursachen Leistungskosten von mehr als 10.000 €. Bei circa 18% der Patienten fallen mehr als 50.000 € Fallkosten an, was die hohe ökonomische Belastung durch Sepsis verdeutlicht. Trotz des Anstiegs der Hospitalisierungen ist die Mortalität stationärer Sepsis-Patienten über die Jahre, auch vor der Pandemie, gesunken. Dieser sinkende Trend ist ein Indiz für das bessere klinische Management und die Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen im stationären Bereich zur Vorbeugung schwerer Infektions-Verläufe.

Implikation für die Forschung: Mithilfe von Routinedaten sind Analysen von Sepsis, insbesondere durch den Code-Einschluss des Organversagens, möglich. Weitere Studien könnten die Komorbiditäten von Sepsis-Patienten analysieren, um besonders häufig auftretende Risiko- und Begleiterkrankungen zu identifizieren, oder die eingesetzten Medikamente und Therapiepfade untersuchen.