Artikel
Einbeziehung von Patientinnen und Patienten zur strategischen Förderung von Patientensicherheit: Eine empirische Bestandsaufnahme zu Ansätzen sowie Implementationsfaktoren in Deutschland
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 2. Oktober 2023 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund und Stand der Forschung: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den globalen Aktionsplan zur Vermeidung von Gesundheitsgefährdungen vorgestellt. Dieser fordert auch die Einbeziehung von Patient*innen (PE) zur Stärkung von Patientensicherheit. Auch im 10. Nationalen Gesundheitsziel Patientensicherheit wird betont, dass die Erfahrungen von Patient*innen einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung, Reduzierung und Vermeidung von Fehler und Risiken in der Gesundheitsversorgung leisten können. Für Deutschland liegen bisher keine Daten vor, welche Aktivitäten und Maßnahmen zur PE in Gesundheitseinrichtungen in welchem Umfang implementiert sind, welche Barrieren und Hindernisse existieren und an welchen Stellen Handlungsbedarf besteht.
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Das Ziel der empirischen Erhebung ist die Exploration des Stands aktueller PE-Maßnahmen in Deutschland als auch Entwicklungsbedarfs von PE zur strategischen Förderung von Patientensicherheit in der klinischen Versorgung.
Methode: Auf Basis einer Themenrecherche werden in einem Delphi-Verfahren mit qualitativen Interviews und Online-Befragung zentrale Themen und inhaltliche Schwerpunkte identifiziert, die bei der Entwicklung weiterer PE-Maßnahmen in Deutschland zu berücksichtigen sind. Daraus sollen praxisnahe Empfehlungen abgeleitet und entwickelt werden, um in Gesundheitseinrichtungen PE-Maßnahmen zu planen und durchzuführen. Als Teilnehmende werden ca. 45 relevante Stakeholder und Akteure aus der Gesundheitsversorgung, wie auch Patient*innen rekrutiert, um hinreichend diverse Perspektiven auf die Fragestellung zu berücksichtigen. Zur Gestaltung des Studienvorhabens wird im Sinne der PE außerdem ein*e Patientenvertreter*in konsultiert.
Ergebnisse: Die empirische Datenlage zu PE-Maßnahmen zur strategischen Förderung von Patientensicherheit ist unzureichend. Es lassen sich verschiedene, vereinzelt implementierte Ansätze beschreiben, die unterschiedliche Ziele verfolgen. Das Delphi-Verfahren ermöglicht priorisierte Empfehlungen und Hinweise, welche Grundvoraussetzungen von Gesundheitseinrichtungen geschaffen werden müssen, um PE zu ermöglichen. Außerdem wird erwartet, dass Strategien benannt werden, wie effektive PE praktische umgesetzt werden kann.
Diskussion: Der Implementierung von PE-Maßnahmen zur strategischen Förderung von Patientensicherheit wurden zuletzt eine verstärkte Priorisierung eingeräumt. Dennoch existieren in Deutschland bisher wenige, effektive Aktivitäten und Projekte. Die im Delphi-Verfahren generierten, praxisnahen Handlungsempfehlungen, schaffen eine wichtige Grundlage und Hilfestellung für Gesundheitseinrichtungen, die weitere Schritte zur Verbesserung der PE ergreifen.
Implikation für die Versorgung: Die proaktive Einbeziehung der Erfahrungen und Kenntnissen von Patient*innen kann einen wichtigen Beitrag zur institutionsweiten Verbesserung der Patientensicherheit und damit zur Reduzierung von vermeidbaren Schadensereignissen im Rahmen von Gesundheitsbehandlungen beitragen.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 2523PAT003