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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Interventionen gegen Selbststigmatisierung bei Personen mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen – eine systematische Übersichtsarbeit

Meeting Abstract

  • Juliane Traxler - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Caroline Stuhlmann - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Lukas Westphal - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Hans Graf - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Rachel Sommer - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf426

doi: 10.3205/23dkvf426, urn:nbn:de:0183-23dkvf4262

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Traxler et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Neben physischen Belastungen erfahren Menschen mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen oftmals gesellschaftliche Stigmatisierung und Ausgrenzung. Darüber hinaus ergibt sich ein besonderes Problem aus der Selbststigmatisierung von Betroffenen, also einer Internalisierung dieser Vorurteile und Abwertung der eigenen Person. Dies kann wiederum Depressionen, Ängste und ein allgemein niedriges Selbstwertgefühl und somit soziale Isolation begünstigen.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel dieses systematischen Reviews ist es, verfügbare psychosoziale Interventionen und Unterstützungsangebote zur Reduktion von Selbststigmatisierung für Personen mit chronischen Hauterkrankungen zu erfassen und ihre Wirksamkeit zu evaluieren.

Methode: Es wurde eine systematische elektronische Datenbankrecherche (PROSPERO-Registrierungsnummern: CRD42021284948) gemäß den PRISMA-Richtlinien durchgeführt. Berücksichtigt wurden englisch- und deutschsprachige Originalartikel über Interventionen zur Reduktion von Selbststigmatisierung bei Erwachsenen mit Hauterkrankungen. Abstract- und Volltext-Screening sowie die Datenextraktion erfolgten durch zwei unabhängige Gutachter, die Studienqualität wurde mittels der Critical Appraisal Skills Programme Checklisten überprüft.

Ergebnisse: Die systematische Suche erfasste 5293 Abstracts. Es wurden 49 Volltexte gesichtet, woraus neunzehn Studien die Einschlusskriterien erfüllten. Diese Studien beschrieben Interventionen, die vom Training sozialer Fähigkeiten über (computergestützte) psychosoziale und verhaltensbezogene Interventionen bis hin zu Selbsthilfe und Beratung reichten. Zielgruppen waren dabei unter anderem Personen mit Alopezie, atopischer Dermatitis, Verbrennungen, Lepra, Lupus erythematodes, Hautkrebs, Ulzerationen und Vitiligo. Jedoch befasste sich ein Drittel der Studien mit der Selbststigmatisierung bei Lepra, während nur wenige Studien Interventionen für Menschen mit chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen (z.B. Psoriasis, Dermatitis) untersuchten. Zudem konzentriert sich das Angebot auf den englischsprachigen und asiatischen Raum. Die Qualität der einzelnen Studien ist heterogen.

Diskussion: Es gibt einige Interventionen, die auf eine Reduktion von Selbststigmatisierung bei Hauterkrankungen abzielen; dieser Review identifizierte jedoch einen Mangel an qualitativ hochwertigen Studien zur Untersuchung ihrer Wirksamkeit. Im deutschsprachigen Raum sind bisher keine derartigen Interventionen verfügbar.

Implikation für die Versorgung: Der Bedarf an Präventionsmaßnahmen und Interventionen zur Verbesserung von Selbststigmatisierung und Selbstbild für Menschen mit chronischen Hauterkrankungen in Deutschland ist hoch. Es ist Aufgabe der Versorgungsforschung, entsprechende Angebote (weiter) zu entwickeln und gründlich auf ihre Effektivität zu testen, um die psychosoziale Gesundheitsversorgung für Betroffene zu verbessern und somit langfristige Folgen wie verpasste Lebenschancen im Krankheitsverlauf abzuwenden.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung/Nachwuchs; 01GY2105