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Entwicklung und Evaluation einer Online-Intervention gegen Selbststigmatisierung bei Menschen mit sichtbaren chronischen Hautkrankheiten – Protokoll einer randomisiert-kontrollierten Studie
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Viele Menschen mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen erfahren Stigmatisierung, was zu einem Ausschluss von vollständiger sozialer Teilhabe führt. Ein besonderes Problem ergibt sich aus der Selbststigmatisierung von Betroffenen, also einer Internalisierung dieser Vorurteile und Abwertung der eigenen Person. Daraus können Ängste, Depressionen und eine verringerte Lebensqualität resultieren.
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel dieses vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts ist die Entwicklung und Evaluation einer Online-Intervention zur Verringerung der Selbststigmatisierung bei Menschen mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen.
Methode: Im ersten Schritt wurden zwei systematische Reviews gemäß den PRISMA-Richtlinien durchgeführt, um (1) die Prädiktoren und Mechanismen von Selbststigmatisierung zu erfassen und (2) einen Überblick über bestehende psychosoziale Interventionen zu deren Reduktion bei Menschen mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen zu gewinnen und deren Wirksamkeit zu evaluieren. Im zweiten Schritt wird eine Online-Intervention für Menschen mit Alopecia areata, atopischer Dermatitis, Akne inversa, Psoriasis und Vitiligo entwickelt, um Selbststigmatisierung zu verringern. Die Effektivität dieser Intervention soll im dritten Schritt in einer randomisiert-kontrollierten Studie überprüft werden. Hierzu werden 100 PatientInnen je Indikation in die Interventions- oder Kontrollgruppe randomisiert. Die Auswertung erfolgt mittels Fragebögen zu Selbststigmatisierung, Selbstmitgefühl, Lebensqualität, Angst und Depressionen vor und nach der Intervention sowie nach 6 Monaten.
Ergebnisse: Es wurden verschiedene psychosoziale Prädiktoren (u.a. Akzeptanz und Vermeidungsverhalten) von Selbststigmatisierung identifiziert. Des Weiteren ergab die Literaturrecherche, dass hauptsächlich edukative und verhaltenstherapeutische Ansätze erfolgreich zur Reduktion von Selbststigmatisierung eingesetzt werden. Gleichzeitig wiesen die Ergebnisse jedoch auf einen Mangel an Interventionen in der Dermatologie, insbesondere für Personen mit nicht-übertragbaren, chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen, und unterstreichen somit den hohen Bedarf an einer neuen Intervention. Basierend auf diesen Ergebnissen wird eine Online-Intervention mit Fokus auf Psychoedukation, Kultivierung von Selbstmitgefühl und Bewältigungsstrategien bestehend aus acht Selbstlernmodulen entwickelt. Es wird erwartet, dass diese Intervention zu einer Reduktion von Selbststigmatisierung, Angst und Depression sowie einer Steigerung der Lebensqualität führt.
Diskussion: Die Intervention zur Reduktion von Selbststigmatisierung ist die erste ihrer Art im deutschsprachigen Raum. Sie birgt das Potenzial, Lebensqualität und psychische Gesundheit von PatientInnen zu verbessern und somit die Routineversorgung zu optimieren.
Implikation für die Versorgung: Die Online-Intervention wird Menschen mit chronischen Hauterkrankungen eine niedrigschwellige und flexible Möglichkeit bieten, Selbststigmatisierung und deren Folgen zu verringern und das eigene Wohlbefinden zu verbessern.
Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung/Nachwuchs; 01GY2105