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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Zwischen fachlicher Kompetenzentwicklung und Einblick ins Berufsfeld: Teilnehmende Beobachtung als Methode des forschenden Lernens in einem Praktikumsseminar eines Masterstudiengangs Versorgungsforschung

Meeting Abstract

  • Charlotte Ullrich - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Sandra Ziegler - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Michel Wensing - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Alicia Armbruster - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • Nadja Klafke - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf438

doi: 10.3205/23dkvf438, urn:nbn:de:0183-23dkvf4387

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Ullrich et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Forschendes Lernen (FL) ist ein hochschuldidaktisches Lern-Lehr-Format, in dem Studierende selbständig ein wissenschaftliches Problem bearbeiten, den Forschungsprozess gestalten und reflektieren. FL eignet sich zur Stärkung von Methodenkompetenz, Motivation und kritischem Denken. Ein FL-Kurs wurde entwickelt, in dem sowohl am Beispiel der teilnehmenden Beobachtung die Anwendung einer Forschungsmethode erprobt, als auch erste Erfahrung in zukünftigen Berufsfeldern gemacht werden konnten.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Basierend auf der Idee des Constructive Alignments (Biggs 1999), war das Ziel dieser Studie zu untersuchen, inwiefern Lern-Lehr-Ziele des FL-Kurses erreicht wurden.

Methode: In einer qualitativen Dokumentenanalyse wurden von Studierenden verfasste Präsentationen und Feldprotokolle analysiert. Die Datenextraktion erfolgte anhand eines auf Grundlage der Fragestellungen entwickelten und induktiv erweiterten Kategoriensystems zu drei Themenbereichen: a) Praktikumscharakteristika, b) Forschungsgegenstand und Beobachtungscharakteristika sowie c) Reporting und Ergebnispräsentation.

Ergebnisse: 49 Präsentationen aus den Jahren 2020 bis 2022 wurden eingeschossen. Arbeitgeber waren: Gesundheitsdienstleister (n=28), Forschungsinstitute (n=13) sowie weitere Organisationen in der Gesundheitsversorgung (z.B. Krankenkassen und Ministerien) (n=8). Forschungsgegenstände waren primär Videokonferenzen (n=14) und Forschungspraxis (n=11), gefolgt von Patientenversorgung (n=7), Lehre (n=4) und Umgang mit der Corona-Pandemie (n=4). Die Detailliertheit der Feldprotokolle hinsichtlich Personen- und Raumbeschreibungen und Zitaten war stark unterschiedlich. Alle Präsentationen enthielten ein Fazit, Reflektionen zur Methodenanwendung waren etwas seltener (n=30).

Diskussion: Die Dokumentenanalyse zeigt, dass sich teilnehmende Beobachtung im Kontext des FL dazu eignet, die Perspektive der beobachtenden Akteure im Versorgungssetting nachzuvollziehen. Zugleich bestätigen die Unterschiede in Beobachtungstiefe und Reflexion die Relevanz einer guten methodischen Betreuung des FL. Zur Verbesserung von Reporting, Reflektion und theoretischen Bezügen wurde eine Checkliste für zukünftige Studierendenkohorten entwickelt.

Implikation für die Forschung/Lehre: Forschendes Lernen muss gelernt und erlebt werden. Da Praktika häufig ein Bestandteil von Studiengängen in den Gesundheitswissenschaften sind, lässt sich das Kurskonzept auf andere Standorte übertragen. Lehrende können im FL den bearbeiteten Ausschnitt aus dem Forschungsprozess und Grad der Betreuung dabei so anpassen, dass die Studierenden das Forschungsprojekt in dem vorgesehenen Zeitrahmen selbständig bearbeiten und zum Kompetenzerwerb nutzen können.