gms | German Medical Science

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Bei akuten Beschwerden werden Bewohner und Bewohnerinnen aus stationären Pflegeeinrichtungen in vielen Fällen als „Notfall“ ins Krankenhaus eingewiesen. In der Literatur gibt es Hinweise darauf, dass ein Teil dieser Rettungsdiensteinsätze vermeidbar sind und auch dass die Wünsche von Bewohnerinnen und Bewohnern in Notfällen nicht immer berücksichtigt werden [1]. Gründe für diese fehlgeleitete Versorgung können u.a. Unsicherheiten von Pflegefachkräften im Umgang mit Notfallsituationen sein [2]. Im Innovationsfondsprojekt NOVELLE wurden Handlungsempfehlungen für Pflegefachkräfte entwickelt und in Pflegeeinrichtungen implementiert mit dem Ziel, die Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner in Notfallsituationen besser zu berücksichtigen und die Handlungssicherheit von Pflegefachkräften zu erhöhen.

Fragestellung und Zielsetzung: Das Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, die Handlungssicherheit von Pflegefachkräften in ausgewählten Notfallsituationen unter Berücksichtigung der Wünsche der Bewohner und Bewohnerinnen vor und nach Start der Anwendung der Handlungsempfehlungen zu messen.

Methode oder Hypothese: Im Projekt NOVELLE wurde die Hypothese aufgestellt, dass sich die Handlungssicherheit der Pflegefachkräfte in bestimmten Notfallsituationen durch die Anwendung der Handlungsempfehlungen erhöht. Im Zuge der Evaluation wurde u.a. eine kontrollierte Vorher-Nachher-Befragung mit Hilfe eines selbstentwickelten und validierten Fragebogens durchgeführt. Befragt wurden alle Pflegefachkräfte in den teilnehmenden Interventions- und Kontrolleinrichtungen.

Ergebnisse: Vorgestellt werden die Ergebnisse zur Handlungssicherheit von Pflegefachkräften und zur Umsetzung der Wünsche der Bewohner und Bewohnerinnen in Notfallsituationen im Vorher-Nachher Vergleich. Erste Ergebnisse der Baseline-Befragung zeigen, dass sich Pflegefachkräfte in Notfallsituationen handlungssicher einschätzen. Die befragten Pflegefachkräfte fühlen sich am sichersten in der Notfallsituation „Sturz“ und am unsichersten in der Notfallsituation „Auffälliges Verhalten“.

Diskussion: Diskutiert werden soll, wie sich die Handlungssicherheit von Pflegefachkräften und die Umsetzung der Wünsche der Bewohner und Bewohnerinnen in Notfallsituationen durch die Anwendung der Handlungsempfehlungen verändert und welchen Einfluss hierbei Kontextbedingungen haben.

Praktische Implikationen: Die Messung der Handlungssicherheit von Pflegefachkräften unterstützt bei der Identifizierung von Notfallsituationen, in denen sich Pflegefachkräfte (un)sicher fühlen. Sie können als Anhaltspunkte für Maßnahmen im Kontext von Fort- und Weiterbildungen für Pflegefachkräfte aber ebenso für weitere Forschungstätigkeiten genutzt werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF18007