gms | German Medical Science

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die ambulante Versorgung chronisch Kranker in Bayern

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Sebastian Himmler - Technische Universität München, München, Deutschland
  • Ronja Flemming - Technische Universität München, München, Deutschland
  • Leonie Sundmacher - Technische Universität München, München, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf479

doi: 10.3205/23dkvf479, urn:nbn:de:0183-23dkvf4794

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Himmler et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Der Zugang zur ambulanten ärztlichen Versorgung war im Zuge der COVID-19-Pandemie erschwert. Dazu haben Patient:innen zeitweise Arztbesuche vermieden. Dies ist insbesondere für chronisch kranke Patient:innen problematisch, da hier eine kontinuierliche und engmaschige Versorgung von besonderer Relevanz ist. Das Ausmaß der Disruption der Versorgung für diese Patient:innen und mögliche Ungleichheiten sind noch nicht erfasst.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel der Analyse ist zu quantifizieren, inwieweit sich die Pandemie in Bayern auf die Inanspruchnahme der ambulanten ärztlichen Versorgung durch chronisch erkrankte Patienten mit Typ-2 Diabetes (T2D) oder koronarer Herzkrankheit (KHK), ausgewirkt hat. Dazu wird ermittelt, ob ein Gradient hinsichtlich Sozioökonomie und räumlicher Erreichbarkeit ambulanter Ärzte existiert.

Methode: Diese Studie verwendet ambulante Routinedaten aller Patient:innen mit Typ-2 Diabetes und koronarer Herzkrankheit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) aus den Jahren 2019 bis 2022. Der Datensatz wird dazu um regionale Variablen auf Gemeindeebene ergänzt. Die 2,031 Gemeinden Bayerns werden Deprivationsquintilen zugeteilt. Auf Gemeinde- und Quartalsebene werden dann die Anzahl der beobachteten Fälle pro Population, sowie alters- und geschlechtsstandardisierte Raten der Inanspruchnahme zwischen den Deprivationsquintilen verglichen. In einer adjustierten Regressionsanalyse wird ermittelt, ob die Pandemie die Arztkontakte in sozioökonomisch schwächeren Gemeinden stärker beeinflusst hat und welche Rolle die räumliche Erreichbarkeit spielte. Die Analyse erfolgt differenziert für T2D und KHK, und fachärztlicher und hausärztlicher Versorgung.

Ergebnisse: Während die Fallzahlen pro Population für die hausärztliche Versorgung von Diabetes und KHK Patienten über den Zeitraum der Pandemie konstant blieben, sind diese in der fachärztlichen Versorgung ab Q2/2020 kontinuierlich zurückgegangen (T2D: -16%, KHK: -13%). Der stärkste Rückgang ist dabei in Gemeinden im höchsten Deprivationsquintil zu beobachten (T2D: -23%, KHK: -16%). Ergebnisse aus der Regressionsanalyse zeigen, dass standardisierte fachärztliche Inanspruchnahme-Raten seit Pandemiebeginn signifikant gesunken sind (T2D: -16.4%, p<0.001; KHK: - 14.8%, p<0.001). Interaktionsterme zeigen dazu auf, dass sowohl Deprivation als auch räumliche Distanz einen zusätzlich negativen Einfluss haben und dabei interagieren.

Diskussion: Die COVID-19-Pandemie hatte einen negativen, anhaltenden Effekt auf die Inanspruchnahme der ambulanten Versorgung chronisch kranker Patienten in Bayern, insbesondere in sozioökonomisch und räumlich benachteiligten Gebieten. Dies kann bestehende gesundheitliche Ungleichheiten verstärken.

Implikation für die Versorgung: Es müssen Anstrengungen unternommen werden den Zugang insbesondere zur fachärztlichen Versorgung in benachteiligten Gebieten zu erleichtern.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); DFG - Projektnummer 458556631