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Ungedeckter Unterstützungsbedarf von onkologischen Patient*innen mit nicht heilbarer Krebserkrankung: Ergebnisse eines Mixed-Methods-Ansatzes im Rahmen der OnCoPaTh-Studie
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Das Projekt OnCoPaTh (OncoCoaching und frühe Palliative Begleitung als patientenzentrierte Versorgungselemente in der Therapie nicht heilbarer Krebserkrankungen) zielt mit der am „Supportive Care“-Konzept orientierten neuen Versorgungsform (nVF) auf die Verbesserung der medizinisch-palliativen Versorgung ab. Im Rahmen einer Cluster-randomisierten kontrollierten Studie (C-RCT) werden die Auswirkungen der nVF auf den primären Endpunkt „ungedeckter Unterstützungsbedarf“ sowie weitere sekundäre Endpunkte untersucht. Im Zuge der formativen Evaluation des Projektes wurden die in der aktuellen Regelversorgung (Vergleichsgruppe I (VG I)) zur Baseline (t0) erhobenen Daten ausgewertet. Es wurde unter anderem untersucht, in welchem Ausmaß der ungedeckte Unterstützungsbedarf durch die nVF abgedeckt und welches Potential somit für die Verbesserung des primären Endpunktes bei der Studienpopulation erwartet werden kann.
Fragestellung: Welche ungedeckten Unterstützungsbedarfe äußern Patient*innen mit nicht heilbaren Krebserkrankungen im Rahmen ihrer onkologischen Versorgung?
Methode: Die Forschungsfrage wurde mit Hilfe eines konvergenten parallelen Mixed-Methods-Ansatzes analysiert. Die Auswertungen basierten auf geschlossenen und offenen Befragungsdaten der VG I zu to. Als quantitativer Teil wurde die deutsche Version des Short-Form Supportive Care Needs Survey (SCNS-SF34-G), bestehend aus fünf Subskalen, ausgewertet. Den qualitativen Teil bildete die Inhaltsanalyse (induktive Kategorienbildung) einer offenen Frage. Die Integration der beiden methodischen Teile fand in Form eines „joint displays“ mit gemeinsamer Schlussfolgerung (Meta-Inferenz) statt.
Ergebnisse: 340 Patient*innen wurden in die Analyse eingeschlossen (mittleres Alter 65 Jahre (SD=11), 58% Frauen). Der quantifizierte Unterstützungsbedarf fiel mit Werten zwischen 18,60 und 39,49 von 100 eher gering aus. Die Ergebnisse der qualitativen Analyse deckten sich nur teilweise mit denen der quantitativen Analyse. Somit brachte die Mixed-Methods-Meta-Inferenz hinsichtlich der Übereinstimmung der beiden Datentypen bei drei Subskalen (Patient care and support needs, Physical and daily living needs, Psychological needs) Diskordanz, einmal Bestätigung (Sexuality needs) und einmal Erweiterung (Health system and information needs) hervor. Subgruppenanalysen (Alter und Geschlecht) zeigten ebenfalls Diskordanz.
Diskussion: Allgemein fiel der quantitativ erfasste Unterstützungsbedarf geringer als erwartet aus. Die identifizierten Diskordanzen sowie der geringe Unterstützungsbedarf lassen sich zum Teil durch Limitationen in der Auswertung des SCNS-SF34-G erklären. Die Stichprobengröße stellt eine relevante Limitation hinsichtlich der Subgruppenanalysen dar. Zur Untersuchung der Entwicklung des Unterstützungsbedarfs im Zeitverlauf und insbesondere zur Erklärung der Diskordanzen wird die Analyse weiterer Erhebungszeitpunkte (t1-t6) des Follow-up Zeitraums angestrebt.
Implikation für die Versorgung: Der identifizierte Unterstützungsbedarf wird über die derzeitige Gestaltung der nVF im Forschungsprojekt OnCoPaTh adäquat adressiert.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF19017