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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Komplementärmedizin an Universitätsklinika in Baden-Württemberg – Einstellungen, Kenntnisse und Bedarfe von Gesundheitspersonal

Meeting Abstract

  • Daniela Hesmert - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Carina Klocke - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Roman Huber - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Innere Medizin II, Uni-Zentrum Naturheilkunde, Freiburg, Deutschland
  • Katrin Hübner - Universität Heidelberg, BioQuant Center for Quantitative Analysis of Molecular and Cellular Biosystems, Heidelberg, Deutschland
  • Yvonne Samstag - Universitätsklinikum Heidelberg, Sektion Molekulare Immunologie, Institut für Immunologie, Heidelberg, Deutschland
  • Thomas Simmet - Universitätsklinikum Ulm, Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie, Toxikologie und Naturheilkunde, Ulm, Deutschland
  • Tatiana Syrovets - Universitätsklinikum Ulm, Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie, Toxikologie und Naturheilkunde, Ulm, Deutschland
  • Stefanie Joos - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Jan Valentini - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf485

doi: 10.3205/23dkvf485, urn:nbn:de:0183-23dkvf4859

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Hesmert et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Verfahren aus der Komplementären und Integrativen Medizin (KIM) erfreuen sich einer großen Beliebtheit in der Bevölkerung. Jedoch fühlen sich internationalen Studien zufolge Pflegende, Ärzt*innen und Beschäftigte anderer Gesundheitsberufe an Klinika unzureichend zu diesen Verfahren informiert und nicht ausreichend kompetent, um Patient*innen adäquat zu beraten. Für Deutschland gibt es hierzu noch wenige Untersuchungen, insbesondere zum speziellen Setting der Universitätsklinika ist noch wenig bekannt.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel der explorativen Studie war es, Einstellungen, subjektive Kenntnisse und Bedarfe in Bezug auf KIM bei den Berufsgruppen mit direktem Kontakt zu Patient*innen an vier Universitätsklinika in Baden-Württemberg zu erheben.

Methode: Semistrukturierte, anonyme Online-Befragung mittels selbst entwickeltem web-basiertem Fragebogen (Unipark, Questback GmbH). Die Rekrutierung erfolgte als Vollerhebung über Mailverteiler der Universitätsklinika (Tübingen, Ulm, Freiburg, Heidelberg) von August 2018 bis Dezember 2019. Deskriptive Analyse mit SPSS. Die Abfrage der hier dargestellten Items erfolgte auf 10-stufigen Likert-Skalen (10 = „sehr befürwortend“ bzw. „sehr gut“).

Ergebnisse: Teilgenommen haben insgesamt n=2026 Personen (Rücklauf variiert je nach Standort); davon sind n=1196 Pflegende (59%), n=567 Ärzt*innen (28%), n=54 Physiotherapeut*innen, n=48 Psycholog*innen, n=37 Hebammen und n=124 andere Professionen. Mehr als zwei Drittel (71%, n=1437) der Teilnehmenden waren weiblich und 14% (n=286) gaben eine Zusatzweiterbildung in KIM an. Der allgemeine Kenntnisstand zu KIM wurde als durchschnittlich eingeschätzt (MW±SD:5.83±2.03). Die allgemeine Einstellung zu KIM war eher hoch (MW±SD: 7.43±2.33), wobei sich Unterschiede zwischen Berufsgruppen zeigten: die höchste Befürwortung drückten Hebammen (9.05±1.18), Physiotherapeut*innen (8.44±1.74) und Pflegende aus (8.08±1.95), die geringste Ärzt*innen (5.80±2.39). Insgesamt wurden vor allem Entspannungsverfahren (n=1951; 96%), äußerliche Anwendungen (n=1911; 94%), Massage (n=1836; 91%) und Meditation/Achtsamkeit (n=1812; 89%) als sinnvoll/eher sinnvoll im Einsatz bei Patient*innen eingestuft. Fortbildungen wurden am häufigsten zu denselben Verfahren und zu Akupunktur und Manueller Medizin gewünscht.

Diskussion: Diese erste großflächige Befragung von Gesundheitspersonal an Universitätsklinika in Deutschland zeigt eine positive Einstellung zu KIM, die über die Berufsgruppen hinweg variiert. Insbesondere Mind-Body-Medizin und körperbetonte Anwendungen werden als sinnvoll angesehen. Es existiert allerdings eine Lücke zwischen der positiven Einstellung zu KIM und dem subjektiv eher als mittelmäßig eingeschätzten Kenntnisstand.

Implikation für die Versorgung: Für eine leitliniengerechte Versorgung ist eine ausreichende Expertise im Bereich KIM bei Gesundheitspersonal an Universitätsklinika wichtig, vor allem im Hinblick auf die hohe Nachfrage bei Patient*innen. Um die Kompetenzen der verschiedenen Berufsgruppen im Bereich KIM zu verbessern, könnten interprofessionelle Fortbildungen entwickelt bzw. angeboten werden.

Förderung: Sonstige Förderung; intern