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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Wie kann Versorgungsforschung für Menschen mit Behinderungen verbessert werden?

Meeting Abstract

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  • Maja Wiest - Fürst Donnersmarck-Stiftung/Villa Donnersmarck, Berlin, Deutschland
  • Christian Dohle - Fürst Donnersmarck-Stiftung/P.A.N. Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation, Berlin, Deutschland
  • Annette Sterr - Fürst Donnersmarck-Stiftung/P.A.N. Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation, Berlin, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf509

doi: 10.3205/23dkvf509, urn:nbn:de:0183-23dkvf5093

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Wiest et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Menschen mit Behinderungen in Folge erworbener Hirnschädigungen sind bislang unzureichend in der Versorgungsforschung repräsentiert. Das liegt u.a. an der erschwerten Erreichbarkeit, da Betroffene sehr unterschiedliche Wohn- und Unterstützungsangebote nutzen. Diese gesundheitsökonomisch hoch relevante Personengruppe ist sehr heterogen, weil Beeinträchtigungen in verschiedenen Bereichen gleichzeitig vorliegen können und Unterstützungsbedarfe stark variieren.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Der Beitrag adressiert zwei Fragen: Wie können Menschen mit Behinderungen in unterschiedlichen Versorgungsformen erreicht werden? Welche Probleme sehen Mitarbeitende der Eingliederungshilfe im Vorgehen von Versorgungsforschung?

Methode: Am Beispiel einer Umfrage-Studie zu Freizeitinteressen von Menschen mit und ohne Behinderung in unterschiedlichen Versorgungsformen der Eingliederungshilfe (N=193) wurde systematisch der Rekrutierungsaufwand, der Rücklauf und das Feedback von Mitarbeitenden der Eingliederungshilfe ausgewertet. Die Studie wurde im Setting der Fürst Donnersmarck-Stiftung durchgeführt, die primär Angebote für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen unterbreitet.

Ergebnisse: Starke Unterschiede konnten bei der Rücklaufquote bezüglich der Wohnform beobachtet werden. Personen, die stationäre oder ambulante Wohnformen nutzen, nahmen am seltensten teil (22% bzw. 20%), Personen, die im eigenen Haushalt wohnen am häufigsten (55%). Die Mehrheit der Teilnehmenden aus stationären oder ambulanten Wohnformen hat mit Unterstützung (77%) den Fragebogen beantwortet. Der direkte Kontakt mittels Informationsgesprächen wirkte sich positiv auf die Rekrutierung aus. Mitarbeitende der Eingliederungshilfe schätzten die Informationen zum Datenschutz, die Komplexität der eingesetzten Skalen sowie die Länge des Fragebogens als mögliche Ursachen für die mangelnde Teilnahme ein.

Diskussion: Zusammenfassend ist es wichtig, dass die Bedarfe der Zielgruppe und die strukturellen und personellen Rahmenbedingungen von Versorgungsformen berücksichtigt werden. Zudem zeigt sich, dass Erhebungsinstrumente, die die Heterogenität von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen nicht einbeziehen und entsprechende Anpassungen umsetzen, Personen systematisch ausschließen. Der Einsatz von international anschlussfähigen Assessmentinstrumenten stößt somit an seine Grenzen und geeignete Alternativen werden benötigt. Der Beitrag diskutiert, welche neuen Wege Versorgungsforschung gehen kann, um diese Personengruppe besser zu erreichen und ihre Bedarfe abzubilden. In Versorgungsstrukturen wie der Eingliederungshilfe ist es essentiell, die Einbindung von Mitarbeitenden zu berücksichtigen.

Implikation für die Forschung:

  • Versorgungsforschung in stationären und ambulanten Wohnformen muss auf die strukturellen und personellen Rahmenbedingen angepasst werden.
  • Um Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen zu erreichen sind ökologisch valide, leicht verständliche und einfache Assessments notwendig.