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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Beratung zu Bewegung in der hausärztlichen Versorgung von Menschen mit koronarer Herzkrankheit – eine qualitative Studie zu Erfahrungen, Einstellungen und Bedarfen von Hausärzt:innen (OptiCor Studie, BMBF Nachwuchsgruppe Versorgungsforschung)

Meeting Abstract

  • Alicia Prinz - Institut für Allgemeinmedizin, Centre for Health and Society, Forschungsschwerpunkt Patient-Arzt-Kommunikation, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Verena Leve - Institut für Allgemeinmedizin, Centre for Health and Society, Forschungsschwerpunkt „Umgang mit Gesundsein und Kranksein im Alter“, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Elisabeth Gummersbach - Institut für Allgemeinmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Stefan Wilm - Institut für Allgemeinmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Sabrina Hoppe - Institut für Allgemeinmedizin, Centre for Health and Society, Forschungsschwerpunkt Patient-Arzt-Kommunikation, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Franziska Vogl - Institut für Allgemeinmedizin, Centre for Health and Society, Forschungsschwerpunkt Patient-Arzt-Kommunikation, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Ursula Kirchhof - Patientenvertretung des Projekts OptiCor und ehrenamtliche Beauftragte der Deutschen Herzstiftung e.V., Deutschland
  • Anja Neuhaus - Patientenvertretung des Projekts OptiCor und Leiterin der Herzgesprächsgruppe Düsseldorf, Deutschland
  • Sabrina Kastaun - Institut für Allgemeinmedizin, Centre for Health and Society, Forschungsschwerpunkt Patient-Arzt-Kommunikation, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf513

doi: 10.3205/23dkvf513, urn:nbn:de:0183-23dkvf5132

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Prinz et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Die Nationale VersorgungsLeitlinie "Chronische KHK" empfiehlt, dass Patient:innen mit koronarer Herzkrankheit (KHK) Beratung zu Bewegung durch Hausärzt:innen angeboten wird. Erste Untersuchungen zeigen, dass dies zu wenig umgesetzt wird. Mögliche Gründe sind unzureichende Kenntnisse und Fertigkeiten in der Durchführung effizienter und effektiver hausärztlicher Kurzberatung zu Bewegung. Internationale Leitlinien empfehlen daher entsprechendes Training von Hausärzt:innen. Um ein solches Training zielgruppenangepasst zu entwickeln, braucht es u.a. tiefgehenderes Wissen über den Versorgungsalltag von Hausärzt:innen zu diesem Thema.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel ist die Erfassung von Einstellungen und Erfahrungen von Hausärzt:innen zu Beratung zu Bewegung, von Motivatoren, Hindernissen sowie unterstützenden Faktoren für eine routinemäßige Umsetzung von Beratung. Ferner sollen Anforderungen an ein Trainingskonzept aus hausärztlicher Perspektive identifiziert werden.

Methode: Durchgeführt werden problemzentrierte Einzelinterviews (n=12-14) und Fokusgruppen (n=4-6 Gruppen) mit Hausärzt:innen aus Nordrhein-Westfalen. Die Gesprächsleitfäden wurden im multidisziplinären Team u.a. gemeinsam mit Hausärzt:innen und Patient:innen entwickelt. Die Datenerhebung erfolgt in einem iterativ-zyklischen Prozess über einen Zeitraum von sechs Monaten. Die Zusammensetzung der Stichprobe erfolgt über ein "purposive sampling" mithilfe eines Kurzfragebogens. Die inhaltsanalytische Auswertung der audioaufgezeichneten und verbatim transkribierten Daten erfolgt nach dem inhaltlich strukturierenden Verfahren nach Kuckartz (computergestützt) im multiprofessionellen Studienteam.

Ergebnisse: Den interviewten Hausärzt:innen ist der positive Effekt von Bewegung im Krankheitsmanagement der KHK bekannt. Gespräche zu Bewegung mit Patient:innen mit KHK werden, wenn es der Praxisalltag zulässt, nicht prioritär und wenig strukturiert geführt. In ihrer Wirksamkeit werden diese als wenig effektiv, dafür aber zeitintensiv empfunden. Frustrationserleben wird in diesem Zusammenhang genannt. Dem gegenüber steht, dass Hausärzt:innen ihren Einfluss auf Verhaltensänderungen der Patient:innen als eher hoch bewerten. Hausärzt:innen äußern Bedarfe hinsichtlich Kommunikationsstrategien zur patientenseitigen Motivation zu Bewegung, die in den hausärztlichen Versorgungsalltag integrierbar sind.

Diskussion: Die Ergebnisse liefern relevante Einblicke in den hausärztlichen Versorgungsalltag, Informationen zu hausärztlichen Bedarfen und Anforderungen und ermöglichen damit die zielgruppenangepasste Entwicklung eines hausärztlichen Trainings zu Kurzberatung zu Bewegungssteigerung für Patient:innen mit KHK.

Implikation für die Versorgung: Ein basierend auf den Bedarfen von Hausärzt:innen entwickeltes Training, kann einen Beitrag zur Umsetzung der o.g. Leitlinienempfehlung und damit zur Versorgung von Patient:innen mit KHK im hausärztlichen Setting leisten.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung/Nachwuchs; 01GY2103