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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Routine-Abläufe und Belastungen im klinischen Epilepsie-Monitoring in der Neuropädiatrie – eine qualitative Beobachtungsstudie

Meeting Abstract

  • Natalie Öhl - Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Isabell Klinger - Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Marlene Hofmann - Universitätsklinikum Erlangen, Abteilung Neuropädiatrie und Sozialpädiatrisches Zentrum, Kinder- und Jugendklinik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Tobias Steigleder - Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Dilbar Mammadova - Universitätsklinikum Erlangen, Abteilung Neuropädiatrie und Sozialpädiatrisches Zentrum, Kinder- und Jugendklinik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Stefan Kusnik - Universitätsklinikum Erlangen, Abteilung Neuropädiatrie und Sozialpädiatrisches Zentrum, Kinder- und Jugendklinik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Christoph Ostgathe - Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Regina Trollmann - Universitätsklinikum Erlangen, Abteilung Neuropädiatrie und Sozialpädiatrisches Zentrum, Kinder- und Jugendklinik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Maria Heckel - Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf516

doi: 10.3205/23dkvf516, urn:nbn:de:0183-23dkvf5162

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Öhl et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Für die Diagnose und Therapiekontrolle haben regelmäßige EEG-Ableitungen eine zentrale Rolle. Klinische Erfahrungen zeigen, dass die Methode sehr aufwändig ist und von Patient*innen und Sorgeberechtigten nicht selten als stark belastend empfunden wird. Daten zu Routine-Abläufen sowie individuellen Belastungen im Rahmen des pädiatrischen EEG-Epilepsie-Monitorings sind bislang nicht empirisch erhoben. Dies erfolgte im Rahmen einer Studie zur Entwicklung einer neuen Technologie zum berührungslosen Epilepsie-Monitoring mittels Herzratenvariabilitätsmessungen.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Wie sehen die Routine-Abläufe einer EEG-Ableitung in der Neuropädiatrie aus und welche Belastungen sind damit assoziiert? Ziel ist die Beschreibung und Analyse der aktuellen Versorgungssituation.

Methode: Mit einer explorativen Beobachtungsstudie wurden die Abläufe der EEG-Diagnostik in der Abteilung Neuropädiatrie erhoben. Hierfür wurden ärztliche und nicht-ärztliche Mitarbeitende an 8 Tagen für jeweils 4 Stunden bei der Versorgung von Epilepsiepatient*innen unter Dokumentation der Beobachtungen in Feldnotizen von einer externen Studienkoordinatorin begleitet. Beobachtungsaspekte waren u.a. Arbeitsschritte, Kommunikations- und Kollaborationsprozesse sowie Informationsflüsse. Aus den Feldnotizen wurden anschließend Situationsbeschreibungen (n=40) verfasst, die mittels inhaltsstrukturierender Analyse nach Mayring ausgewertet wurden.

Ergebnisse: Es wurden Herausforderungen und Belastungen auf emotionaler, medizinischer und organisatorischer Ebene identifiziert. Pädiatrische Patient*innen sind durch die unbekannte Klinikumgebung, Wartezeiten sowie die eingeschränkte Bewegungsfreiheit während EEG-Ableitungen häufig emotional stark belastet. Während der EEG-Ableitung führen diese Belastungen oftmals zu Bewegungsartefakten und reduzieren die Datenqualität. Die Abläufe, einschließlich Transport zwischen den Abteilungen und Berücksichtigung von Notfallanforderungen, erfordern einen hohen personellen Ressourceneinsatz.

Diskussion: Die Beobachtung erfolgte monozentrisch in einem Universitätsklinikum. Da interne Prozesse variieren, können die Ergebnisse nicht vollständig auf andere Kliniken übertragen werden, es ist jedoch davon auszugehen, dass die identifizierten Belastungen in ihren Grundzügen übergreifend sind. Weitere Forschung ist erforderlich, um zu erheben, welche Verbesserungspotentiale neue berührungslose Technologien für die beschriebene Versorgungssituation und die identifizierten Belastungen aufweisen.

Implikation für die Versorgung: Durch die Erhebung der Routine-Abläufe und Belastungen in der EEG-Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen wurden Aspekte identifiziert, die es in der aktuellen Versorgung zu verbessern gilt. Dies stellt eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Versorgungsinnovationen dar, denn solche können nur dann bedarfsgerecht und für Beteiligte passend entwickelt werden, wenn die Bedingungen und Herausforderungen der Versorgungssituation bekannt sind.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 13GW0295D