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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Beratung zur frühkindlichen Allergieprävention durch Hebammen und Pädiater:innen – Barrieren und Potentiale zur Nutzung von Leitlinien

Meeting Abstract

  • Katharina Sieferle - Pädagogische Hochschule Freiburg, Public Health & Health Education, Freiburg
  • Eva Maria Bitzer - Pädagogische Hochschule Freiburg, Public Health & Health Education, Freiburg
  • Susanne Brandstetter - Kinder Uni Klinik Ostbayern (KUNO), Universität Regensburg, Klinik St. Hedwig, Regensburg
  • Eva-Maria Skiba - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Fakultät, Magdeburg
  • Janina Curbach - Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Fakultät Betriebswirtschaft, Regensburg
  • Julia von Sommoggy - Kinder Uni Klinik Ostbayern (KUNO), Universität Regensburg, Klinik St. Hedwig, Regensburg; Medizinische Soziologie/Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf520

doi: 10.3205/23dkvf520, urn:nbn:de:0183-23dkvf5208

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Sieferle et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Leitlinien sollen den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis unterstützen, umgekehrt ist aber auch wichtig, dass Hinweise aus der Praxis in die Entwicklung von Leitlinien einbezogen werden. In der Praxis der frühkindlichen Allergieprävention haben niedergelassene Pädiater:innen und Hebammen eine zentrale Rolle.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel dieser Studie war es herauszufinden, wie diese Berufsgruppen Leitlinien in der Beratung von Eltern zu Allergieprävention nutzen und welche Barrieren die Nutzung einschränken.

Methode: Im Rahmen der DFG-geförderten Forschungsgruppe HELICAP (FOR 2959) haben wir 05/2020–03/2021 leitfadengestützte Interviews mit 24 Hebammen und 19 Pädiater:innen geführt und u.a. exploriert, wie sie sich über medizinische Themen, insbesondere frühkindliche Allergieprävention, informieren, diese Informationen weitergeben und welche Rolle dabei Leitlinien spielen. Wir haben diese Interviews nach der qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz) ausgewertet. Weiter haben wir nationale Leitlinien, die Empfehlungen zu Allergieprävention geben (die S3-Leitlinie Allergieprävention und 2 Ernährungsleitlinien des „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“) in Bezug auf an der Entwicklung beteiligte Gruppen, Dissemination und Adressaten ausgewertet.

Ergebnisse: Trotz Kenntnis der S3-Leitlinie Allergieprävention von 2014 gaben Pädiater:innen und Hebammen unseres Samples an, dass diese vor allem in der klinischen Arbeit von Bedeutung sei und sie diese kaum nutzen. Sie wurde als zu umfangreich und für die Praxis nicht geeignet wahrgenommen. Obwohl sich diese Leitlinie explizit an niedergelassene Pädiater:innen und Hebammen richtet, waren diese weder an ihrer Entwicklung beteiligt, noch wurden sie bei der Dissemination der Leitlinie in den Fokus genommen. Auch an den eingeschlossenen Ernährungsleitlinien waren keine niedergelassenen Pädiater:innen, dafür jedoch eine Professorin für Hebammenwissenschaften an der Entwicklung beteiligt.

Diskussion: Der fehlende Einbezug dieser Berufsgruppen in der Leitlinienentwicklung kann ein Grund sein, dass das Potential von Leitlinien in der Praxis nicht voll genutzt wird. Hebammen waren an der Aktualisierung der S3-Leitlinie 2022 zwar noch nicht beteiligt, es ist aber erfreulich, dass hier zumindest niedergelassene Pädiater:innen eingeschlossen wurden.

Implikation für die Versorgung: Das verstärkte Einbeziehen dieser relevanten Berufsgruppen in die Entwicklung und Dissemination der Leitlinien könnte die Akzeptanz der Leitlinie und die Anwendung in der Praxis erhöhen. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um die Versorgungsqualität zu verbessern.

Förderung: Sonstige Förderung; FOR2959