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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Die Wirksamkeit eines webbasierten Informationsportals zu Bluthochdruck: Eine randomisiert kontrollierte Studie mit Betroffenen

Meeting Abstract

  • Christian Schlett - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Lukas M. Horstmeier - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Simjon Radloff - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland; Institut für Evidenz in der Medizin, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Elena Dreher - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Andy Maun - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Lisa Specht - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Anja S. Göritz - Behavioral Health Technology, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, Universität Augsburg, Augsburg, Deutschland
  • Sebastian Voigt-Radloff - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Erik Farin-Glattacker - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf525

doi: 10.3205/23dkvf525, urn:nbn:de:0183-23dkvf5255

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Schlett et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Immer mehr Patient*innen suchen Gesundheitsinformationen im Internet. Nicht selten werden sie dabei durch widersprüchliche Informationen verwirrt, oder es fällt ihnen schwer, die Qualität der angebotenen Informationen zu beurteilen. Besonders oft treten diese Probleme bei der Suche nach Erkrankungen auf, zu denen heterogene Behandlungsmethoden vorherrschen. Eine weitverbreitete und folgenreiche Erkrankung, zu der gerade erst eine Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) konzipiert wird, ist Bluthochdruck. Auf Basis dieser neuen NVL wurde das webbasierte Bluthochdruckportal tala-med entwickelt, um Betroffenen einen niedrigschwelligen Zugang zu unabhängigen, aktuellen, evidenzbasierten Informationen zu bieten.

Fragestellung: Kann durch tala-med das Wissen über Bluthochdruck (primärer Endpunkt) gesteigert werden, ebenso wie selbstfürsorgliches Verhalten bzgl. Bluthochdruck, die Gesundheitskompetenz und die Selbstwirksamkeit bzgl. Arzt-Patient-Interaktionen (sekundäre Endpunkte)?

Methode: In einer randomisiert kontrollierten Studie wurden N = 698 Teilnehmende, die selbst Bluthochdruck haben oder bekommen könnten, aus einem Online-Panel rekrutiert. Die Studie bestand aus Online-Befragungen zu zwei Messzeitpunkten in einem Abstand von 4 Wochen. Teilnehmende der Interventionsgruppe (IG) erhielten nach ihrer Teilnahme an der ersten Befragung individuelle Zugangsdaten zu tala-med; Teilnehmende der Kontrollgruppe (KG) erhielten ihre Zugangsdaten erst nach der zweiten Befragung. Der primäre Endpunkt wurde mittels Skalen zum subjektiven und objektiven Wissen über Bluthochdruck erfasst. Die Datenanalyse erfolgte mit Hilfe gemischter linearer Modelle.

Ergebnisse: In Bezug auf den primären Endpunkt zeigten sich in Intention-to-treat-Analysen ein signifikant größerer Zuwachs an subjektivem Wissen in der IG als in der KG (d = 0.18, p < .01), aber kein signifikanter Unterschied bezüglich des Zuwachses an objektivem Wissen (d = 0.04, p > .5). Per-Protocol-Analysen, in denen die IG auf Teilnehmende begrenzt wurde, die tala-med genutzt haben (29%), ergaben hingegen signifikant größere Zuwächse sowohl des subjektiven (d = 0.50, p < .001) als auch des objektiven Wissens (d = 0.19, p < .05). In Bezug auf die sekundären Endpunkte zeichnete sich nur in der Per-Protocol-Analyse ein größerer Anstieg des selbstfürsorglichen Verhaltens bzgl. Bluthochdruck in der IG ab (d = 0.15, p = .06).

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass das Wissen über Bluthochdruck durch eine Nutzung von tala-med gesteigert werden kann. Sie liefern sowohl Evidenz für die Wirksamkeit von tala-med in Bezug auf das subjektive Wissen als auch, obgleich in geringerem Ausmaß, in Bezug auf das objektive Wissen. Da das Portal allerdings nur von gut einem Viertel der IG genutzt wurde, konnte es seine wissenssteigernde Wirkung insgesamt betrachtet nur wenig entfalten.

Implikation für die Versorgung: Webportale wie tala-med befähigen Betroffene, ihr Wissen über Bluthochdruck eigenständig zu steigern. Um eine möglichst große Wirkung zu erzielen, sollten solche qualitätsgesicherten Webportale aber nicht nur bereitgestellt, sondern auch deren Nutzung gefördert werden, wie etwa durch eine Empfehlung des Portals im Arztgespräch.