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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Bedürfnisse und Voraussetzungen für die Umsetzung von „Blended Care“ in der physiotherapeutischen Versorgung von Menschen mit Knie- oder Hüftarthrose

Meeting Abstract

  • Franziska Weber - Hochschule für Gesundheit, Bochum, Deutschland; Universität Utrecht, Utrecht, Niederlande
  • Corelien Kloek - Hogeschool Utrecht, Utrecht, Niederlande
  • Angela Arntz - Hochschule für Gesundheit, Bochum, Deutschland
  • Christian Grüneberg - Hochschule für Gesundheit, Bochum, Deutschland
  • Cindy Veenhof - Universität Utrecht, Utrecht, Niederlande; Hogeschool Utrecht, Utrecht, Niederlande

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf550

doi: 10.3205/23dkvf550, urn:nbn:de:0183-23dkvf5508

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Weber et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Die Versorgung von Menschen mit Hüft- und/oder Kniearthrose gewinnt aufgrund der hohen und weiter steigenden Prävalenz von Arthrose zunehmend an Bedeutung. Trotz evidenzbasierter Maßnahmen zur Versorgung von Menschen mit Arthrose findet diese nur unzureichend statt. Digitale Versorgungsmöglichkeiten, insbesondere in Kombination mit persönlichen Sitzungen, oft als „Blended Care“ bezeichnet, scheinen vielversprechend zu sein.

Fragestellung und Zielsetzung: Welche Bedürfnisse, Voraussetzungen, Barrieren und Förderfaktoren bestehen, die eine Umsetzung von „Blended Care“ bei Menschen mit Knie- und Hüftarthrose aus der Sicht von Patient*innen, Physiotherapeut*innen und anderen Akteuren des Gesundheitswesens begünstigen bzw. erschweren?

Methode: Zur Beantwortung der Fragestellung wurde eine Delphi-Studie konzipiert, die aus Interviews, einer Online-Umfrage und unterschiedlichen Fokusgruppen bestand. Teilnehmer*innen waren Physiotherapeut*innen tätig in ambulanten Praxen, Patient*innen mit Hüft- und/oder Kniearthrose mit oder ohne Erfahrung mit digitaler Versorgung und Akteure des Gesundheitswesens mit Erfahrung in digitaler Versorgung. In der ersten Phase wurden semistrukturierte Interviews mit Patient*innen und Physiotherapeut*innen geführt. Der Interviewleitfaden basierte auf den vier Domänen des "Consolidated Framework For Implementation Research (CFIR)". Im Mittelpunkt der Interviews standen die Erfahrungen mit digitaler Versorgung und „Blended Care“. Außerdem wurden Bedürfnisse, Förderfaktoren und Barrieren erörtert. In der zweiten Phase dienten eine Online-Umfrage und Fokusgruppen dazu, die Bedürfnisse zu bestätigen und Voraussetzungen zu generieren.

Ergebnisse: Neun Physiotherapeut*innen, sieben Patient*innen und sechs Akteure des Gesundheitswesens bestätigen, dass eine Erhöhung der Akzeptanz der digitalen Versorgung durch Physiotherapeut*innen und Patient*innen entscheidend ist. Einer der am häufigsten genannten Förderfaktoren war die Durchführung regelmäßiger persönlicher Sitzungen. Physiotherapeut*innen und Patient*innen kommen zu dem Schluss, dass „Blended Care“ auf die Bedürfnisse der Patient*innen zugeschnitten sein muss. Darüber hinaus muss die Kostenerstattung für „Blended Care“ geklärt werden. Eine Schulung für Physiotherapeut*innen scheint erforderlich zu sein.

Diskussion: Zunächst muss die Akzeptanz von Patient*innen und Physiotherapeut*innen gegenüber der digitalen Versorgung gestärkt werden. Insgesamt ist es für die Entwicklung und Umsetzung von „Blended Care“ entscheidend, die Bedürfnisse und Voraussetzungen zu berücksichtigen.

Implikation für die Versorgung: Die vorliegende Studie ist die erste Studie, die die Voraussetzungen, Barrieren und Förderfaktoren von „Blended Care“ bei Patient*innen mit Knie- und/oder Hüftarthrose aufzeigt. Sie dient als Grundlage für relevante Interessengruppen, Praktiker*innen und Forscher*innen, um verschiedene „Blended Care“-Szenarien zu entwickeln und umzusetzen.