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Kontexteffekte im Rahmen der Prozessevaluation eines Entscheidungscoachings für Frauen mit pathogener BRCA1/2 Mutation: Exploration von Wirkmechanismen
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Entscheidungscoachings können als Maßnahme eingesetzt werden, um Patient:innen in die Lage zu versetzen aktiv im Entscheidungsprozess zu partizipieren. In der EDCP-BRCA Studie wurde die Wirksamkeit eines „Decision Coaching Programms“ für gesunde BRCA1/2-Mutationsträgerinnen evaluiert. Wirkmechanismen der Intervention wurden in der Prozessevaluation untersucht. In dieser Studie werden Analysen vorgestellt, in denen der Effekt des von Fachpflegenden durchgeführten Entscheidungscoachings auf den Grad, in dem Patient:innen am Prozess der Entscheidungsfindung beteiligt waren (Y) untersucht wird, und inwiefern dieser über die Qualität der Arzt-Patienten-Beziehung vermittelt ist (Mediator = M).
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Über welche Mediatoren verläuft der Wirkmechanismus einer Entscheidungscoaching-Intervention? Wie stark ist der Einfluss von Kontexteffekten auf diesen Prozess?
Methode: Die Wirksamkeit der Entscheidungscoaching-Intervention wurde in einer randomisierten, kontrollierten Studie unter Mitwirkung von sechs Zentren für Familiären Brust- und Eierstockkrebs untersucht. In der Prozessevaluation erfolgten studienbegleitend qualitative und quantitative Datenerhebungen auf organisationaler und individueller Ebene. Bislang wurden Wirkmechanismen von Entscheidungscoachings selten in Prozessevaluationen exploriert (Zhao et al., 2022). Die finalen Ergebnisse der Mediationsanalyse werden zum Zeitpunkt des Kongresses vorliegen.
Ergebnisse: In die Analyse konnten 389 gesunde BRCA1/2-Mutationsträgerinnen eingeschlossen werden (randomisiert auf Individualebene; 1:1 Ratio der Interventionsgruppe (Decision Coaching Programm) vs. Kontrollgruppe (Regelversorgung)). Unter Verwendung von Directed Acyclic Graphs (DAG) wurden mögliche konfundierende Faktoren und der Wirkprozess der Intervention visualisiert. Dabei wurde die Qualität der Arzt-Patienten-Beziehung als Hauptmechanismus identifiziert. In der Längsschnitts-Mediationsanalyse, bestehend aus drei Zeitpunkten (t0, t1, t2), wurde anschließend der relative Anteil Qualität der Arzt-Patienten-Beziehung an dem Gesamt-Interventionseffekt bestimmt.
Diskussion: Die längsschnittliche Mediationsanalyse erlaubt die möglichst kausale Schätzung von Interventionseffekten unter Berücksichtigung der Mechanismen/Mediatoren und Kontexteffekte. In diesem Zusammenhang sind trotz des randomisierten Studiendesigns insbesondere Kontexteffekte in Form zeitveränderlicher Konfundierung auf die Mediator-Outcome Beziehung (M-Y) zu adressieren.
Implikation für die Forschung: Die Mediationsanalyse ermöglicht ein erweitertes Verständnis für Variationen der Wirksamkeit der Intervention. Prozessevaluationen mit einem Fokus auf die ‚Realist Evaluation‘ können Ansätze der Mediationsanalyse als einen passenden Analyseansatz anwenden, um Fragestellungen zu Wirkmechanismen vertiefend zu untersuchen. Ergebnisse können für die Entwicklung und Verfeinerung von Programmtheorien bei ähnlich gearteten Interventionen verwendet werden.
Quellen: Auf Anfrage bei der Autorin zu erfragen.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; FKZ 01VSF17043