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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Welche Effekte hat eine berufsbezogene Rehabilitation auf die Erwerbsprognose bei Suchtrehabilitanden und welche Rehabilitanden profitieren?

Meeting Abstract

  • Silke Jankowiak - Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm (IFR Ulm), Bad Buchau, Deutschland
  • Sarah Leinberger - Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm (IFR Ulm), Bad Buchau, Deutschland
  • Andreas Kocks - Berufsförderungswerk Bad Wildbad gGmbH, Bad Wildbad, Deutschland
  • Jens Borgelt - Oberberg Fachklinik Schwarzwald, Hornberg, Deutschland
  • Nikolaus Lange - Baden-Württembergischer Landesverband für Prävention und Rehabilitation gGmbH, Renchen, Deutschland
  • Detlef Weiler - Baden-Württembergischer Landesverband für Prävention und Rehabilitation gGmbH, Renchen, Deutschland
  • Rainer Kaluscha - Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm (IFR Ulm), Bad Buchau, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf568

doi: 10.3205/23dkvf568, urn:nbn:de:0183-23dkvf5685

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Jankowiak et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Eine Suchterkrankung und Erwerbslosigkeit stehen oft in wechselseitiger Beziehung [1]. Um die Erfolgsquote bei der (Re-)Integration zu erhöhen und somit „nachhaltige Abstinenz“ zu sichern, wurde die „Beruflich Orientierte Rehabilitation Suchtkranker in Stufen (BOSS)“ entwickelt, erprobt und evaluiert.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel war die Bestimmung der Effekte von BOSS auf die Beschäftigungstage sowie die Identifikation von Suchtrehabilitanden, die dabei besonders profitieren bzw. nicht profitieren.

Methode: Die Interventionsgruppe umfasste Suchtrehabilitanden, die an BOSS teilnahmen (Alkoholabhängige: n=103; Drogenabhängige: n=473). Die Kontrollgruppe wurde vor Einführung von BOSS rekrutiert (Alkoholabhängige: n=211; Drogenabhängige: n=89). Rehabilitanden beider Gruppen wiesen eine erwerbsbezogene Problemlage auf. Datengrundlagen waren die Sekundärdaten der DRV Baden-Württemberg sowie der Deutsche Kerndatensatz zur Dokumentation im Bereich der Suchtkrankenhilfe. Zudem erfolgten bei BOSS-Teilnehmenden Fragebogenerhebungen zu BOSS-Beginn und -Ende. Die Beschäftigungstage in den beiden Folgejahren der Rehabilitation wurden anhand multivariater Analysen zwischen BOSS-Teilnehmenden und Kontrollen verglichen. Auf Basis der BOSS-Teilnehmenden wurden mittels Regressionsanalysen Prädiktoren der Beschäftigungstage in den ersten beiden Folgejahren der Rehabilitation bestimmt.

Ergebnisse: Es lagen keine signifikanten Unterschiede zwischen BOSS-Teilnehmenden und Kontrollen bei den Beschäftigungstagen vor. BOSS-Teilnehmende mit besserer beruflicher Ausgangslage erzielten eine höhere Anzahl an Beschäftigungstagen. Bei Drogenabhängigen profitierten BOSS-Teilnehmende mit den AVEM-Mustern „Schonung“ bzw. „Burnout“ [2] weniger von BOSS als BOSS-Teilnehmende mit dem Muster „Gesundheit“. Zudem profitierten in dieser Substanzgruppe alleinlebende BOSS-Teilnehmende (vs. „zusammenlebend“) sowie BOSS-Teilnehmende, die erstmals in der Rehabilitationseinrichtung waren (vs. „erneut in dieser Einrichtung aufgenommen“).

Diskussion: Es zeigte sich keine Überlegenheit von BOSS gegenüber „usual care“. Dabei ist unklar, ob Selektionseffekte dazu beitrugen, dass kein zusätzlicher Nutzen nachweisbar war, oder ob tatsächlich kein Effekt erzielt wurde. BOSS scheint bei beruflich besser gestellten Rehabilitanden sowie Rehabilitanden mit geringerer Fallschwere und positivem Verhältnis zur Arbeit erfolgversprechender.

Implikation für die Versorgung: Die Ergebnisse deuten auf Anpassungsbedarfe beim BOSS-Konzept hin, um den besonderen Bedürfnissen der Zielgruppe insgesamt besser zu entsprechen.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); DRV-BW-BOSS


Literatur

1.
Henkel D, Zemlin U. Editorial zum Themenheft "Arbeitslosigkeit und Suchtrehabilitation" (Suchttherapie 2005). Suchttherapie. 2005 Jan;6(4):153-4. DOI: 10.1055/s-0044-10077351 Externer Link
2.
Schaarschmidt U. AVEM – ein persönlichkeitsdiagnostisches Instrument für die berufsbezogene Rehabilitation. In: Arbeitskreis Klinische Psychologie in der Rehabilitation BDP, Hrsg. Psychologische Diagnostik – Weichenstellung für den Reha-Verlauf. Bonn: Deutscher Psychologen Verlag GmbH; 2006. pp. 59-82.