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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Ist Prähabilitation gegenüber der Standardversorgung vor einer elektiven Operation kosteneffektiv? Ein systematisches Review von gesundheitsökonomischen Evaluationen

Meeting Abstract

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  • Helene Eckhardt - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
  • Tanja Rombey - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
  • Wilm Quentin - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf571

doi: 10.3205/23dkvf571, urn:nbn:de:0183-23dkvf5714

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Eckhardt et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Prähabilitation ist eine komplexe Intervention, die mehrere Therapiemodalitäten (z.B. Physiotherapie und Ernährungsberatung) beinhalten kann. Ihr Ziel ist durch eine Erhöhung der funktionalen Kapazitäten der Patient:innen vor einer Operation perioperative Komplikationen zu vermeiden und die Genesung zu fördern.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Der systematische Review untersuchte

1.
die Kosteneffektivität von Prähabilitation im Vergleich zur Standardversorgung vor elektiven Operationen sowie
2.
methodische Aspekte gesundheitsökonomischer Evaluationen von Prähabilitationsprogrammen.

Methode: Eine systematische Recherche nach studien- sowie modell-basierten ökonomischen Evaluationen (ÖE), wurde in 3 elektronischen Literaturdatenbanken, 2 Studienregistern und 2 Dissertationsdatenbanken in 2021 durchgeführt. Einschlusskriterien: vollständige/partielle ÖE, unabhängig vom Jahr, Sprache, Herkunftsland sowie Status der Veröffentlichung. Das Verzerrungspotenzial (Risk of Bias, RoB) der studien-basierten ÖE wurde mit dem Cochrane RoB 2 oder dem ROBINS-I Tool bewertet, die methodische Qualität mit der CHEC bzw. ISPOR Checkliste. Die Ergebnissynthese erfolgte narrativ basierend auf der Effektrichtung. Registrierung: CRD42020182813.

Ergebnisse: Es wurden 25 abgeschlossene ÖE eingeschlossen. Davon stellten 3 modell-basierten und 22 studien-basierten ÖE dar. Insgesamt handelte es sich um 9 vollständige ÖE – 4 Kosten-Nutzwert-Analysen, 3 Kosten-Wirksamkeits-Analysen und 2 Kosten-Nutzen-Analysen – sowie um 16 partielle ÖE. Von den 22 studien-basierten ÖE beruhten 13 auf randomisierten kontrollierten Studien (RCT). Eine Überlegenheit der Prähabilitation wurde in 11 studien-basierten ÖE und 2 modell-basierten ÖE festgestellt. Die ÖE variierten stark hinsichtlich ihrer Methodik. Der Zeithorizont in studien-basierten ÖE betrug nur in einer ÖE 24 Monate ab der Intervention; in modell-basierten ÖE betrug dieser maximal 12 Monate. Nach einer Vorverlegung oder Absage der geplanten Operation wurden Patient:innen in 6/13 RCTs nicht weiterverfolgt; die Kosten wurden in den jeweiligen ÖE nicht berücksichtigt. Kosten, die zwischen der Intervention und der Operation als Folge der Intervention entstehen können, wurden nicht in allen ÖE berücksichtigt. Die RoB-Bewertung der RCT-basierten ÖE resultierte in allen (12/13) außer einer ÖE in „high concerns“.

Diskussion: Bisher veröffentlichte ÖE deuten auf die Kosteneffektivität der Prähabilitation hin. Aufgrund des hohen Verzerrungspotenzials und der methodischen Schwächen sind die Ergebnisse jedoch mit großen Unsicherheiten behaftet. Besondere Herausforderung bei der ökonomischen Bewertung von Prähabilitation stellt der Umgang mit Patient:innen dar, die keine geplante Operation erhalten.

Implikation für die Forschung: Zukünftige ÖE zur Kosteneffektivität von Prähabilitation sollten die Kosten möglichst vollständig in jeder Studienphase aus der jeweiligen Perspektive erfassen. Studiendropouts sollten weiter beobachtet und in der ÖE berücksichtigt werden. Alle Informationsquellen und die Methodik sollten transparent berichtet werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF18024