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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Patient:innenorientierte Krebsversorgung durch Bereitstellung von Audioaufnahmen des eigenen ärztlichen Gesprächs für Patient:innen – Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie

Meeting Abstract

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  • Cheyenne Topf - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Isabelle Scholl - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Pola Hahlweg - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf576

doi: 10.3205/23dkvf576, urn:nbn:de:0183-23dkvf5766

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Topf et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Patient:innenorientierte Versorgung ist in der Onkologie von großer Bedeutung. Wenn Patient:innen Audioaufnahmen ihres eigenen ärztlichen Gesprächs erhalten, kann dies bspw. das Verstehen und Erinnern von besprochenen Informationen verbessern. Während diese Intervention international bereits untersucht wurde, gibt es in Deutschland, abgesehen von einer ersten qualitativen Vorarbeit, kaum Forschung zu diesem Thema.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Die Studie verfolgte die Ziele, 1) die Einstellung von Krebspatient:innen und onkologisch tätigen Ärzt:innen gegenüber der Bereitstellung von Audioaufnahmen ihrer eigenen ärztlichen Gespräche zu untersuchen, 2) die Machbarkeit dieser Intervention zu erproben und 3) Einflussfaktoren auf die Machbarkeit zu identifizieren.

Methode: Es erfolgte eine Mixed-Methods-Studie. Um die Einstellungen zu untersuchen, wurden in Phase 1 teilstrukturierte Interviews und eine bundesweite Onlinebefragung von Krebspatient:innen und onkologisch tätigen Ärzt:innen durchgeführt. In Phase 2 wurde die Intervention zur Untersuchung der Machbarkeit in der Routineversorgung pilotiert. Zur Evaluation wurden Implementierungsoutcomes sowie wahrgenommene Veränderungen bei Patient:innen und Ärzt:innen erhoben. Abschließend wurden die Ergebnisse in einem Expert:innenworkshop diskutiert.

Ergebnisse: Es haben n=286 Krebspatient:innen und n=70 Ärzt:innen an der Onlinebefragung teilgenommen. Patient:innen weisen eine eher positive Einstellung auf, während die Einstellungen von Ärzt:innen stärker variieren. Ärzt:innen würden eine Gesprächsaufnahme eher bei Wunsch des:der Patient:in erlauben als diese aktiv anzubieten. Patient:innen sehen die Vorteile stärker als Ärzt:innen (bspw. für das Verstehen und Erinnern von Informationen), Ärzt:innen haben eher Bedenken als Patient:innen (bspw. die Sorge um unerwünschte Weitergabe der Gesprächsaufnahme). In der Machbarkeitsuntersuchung berichten Patient:innen v.a. positive Einflüsse auf ihre Erinnerung. Es zeigten sich (v.a. rechtliche) Barrieren in der Umsetzung, aber auch förderliche Faktoren.

Diskussion: Diese Machbarkeitsstudie bildet die Basis zur Einschätzung des Potentials dieser Intervention für die Krebsversorgung in Deutschland und den Grundstein für weitere Forschung zur Wirksamkeit der Intervention und möglicherweise Implementierung in die Routineversorgung. Die Kombination aus verschiedenen Perspektiven und Settings stellt eine Stärke der Studie dar. Limitierend ist anzuführen, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Teilnehmenden gab und aufgrund des Convenience Sampling und einem möglichen Selektionsbias nur von einer bedingten Repräsentativität auszugehen ist. Des Weiteren schränken die technischen und rechtlichen Bedingungen die Authentizität der Pilotierung in der Routineversorgung ein.

Implikation für die Versorgung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Intervention Potential für die Umsetzung in die Routineversorgung hat und einen Beitrag zur Patient:innenorientierung leisten kann. Basierend auf diesen Ergebnissen sollte die Intervention und deren Implementierung in Deutschland weiter erforscht werden.

Förderung: Sonstige Förderung; 01000824-001