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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Kognitiver Pretest einzelner adaptierter und selbst entwickelter Fragen eines Fragebogens für ein regionales Gesundheitspanel

Meeting Abstract

  • Lorenz Harst - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Zweigstelle am Medizincampus Chemnitz der Technischen Universität Dresden, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Lilly Rüthrich - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Zweigstelle am Medizincampus Chemnitz der Technischen Universität Dresden, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Markus Kösters - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Zweigstelle am Medizincampus Chemnitz der Technischen Universität Dresden, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Jochen Schmitt - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Zweigstelle am Medizincampus Chemnitz der Technischen Universität Dresden, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Tina Haase - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Zweigstelle am Medizincampus Chemnitz der Technischen Universität Dresden, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf580

doi: 10.3205/23dkvf580, urn:nbn:de:0183-23dkvf5808

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Harst et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Weder lassen sich Fragestellungen immer anhand bestehender Erhebungsinstrumente beantworten, noch decken Mehrfachantwortoptionen alle für die Fragestellung relevanten Dimensionen ab. In diesen Fällen müssen bestehende Fragen adaptiert oder Fragen gänzlich neu entwickelt werden. Eine Prüfung der Verständlichkeit, der Interpretation zentraler Begriffe und der Passfähigkeit der Antwortoptionen ist im Sinne einer Validierung selbst entwickelter Fragen notwendig. Dazu dienen kognitive Pretests, bei denen der Prozess der Antwortfindung offengelegt wird.

Zielsetzung: Kognitive Testung selbst entwickelter Fragen für ein regionales Gesundheitspanel zur Sicherstellung der Verständlichkeit und Inhaltsvalidität

Methode: Es wurden kognitive Pretests mit 10 Teilnehmenden durchgeführt, die in Alter (29 – 80 Jahre), Geschlecht und Bildungsstand ein breites Spektrum abbildeten. Es kamen das Think-aloud- und das Verfahren der Paraphrase zum Einsatz. Bei ersterem wird die/der Befragte gebeten, ihre/seine Gedanken zu artikulieren, während sie/er die jeweilige Frage beantwortet. Bei der Paraphrase gibt sie/er die Frage in eigenen Worten wieder. Beides dient der Sicherstellung der Inhaltsvalidität. Es wurden 12 selbst entwickelte Fragen aus den Dimensionen „wahrgenommener Gesundheitszustand“ (n = 1), „Inanspruchnahme medizinischer Leistungen“ (n = 1), „wahrgenommene Versorgungsqualität“ (n = 2), „Gesundheitsverhalten“ (n = 3), „Berufsausübung“ (n = 3), „Versicherungsstatus“ (n = 1) und „Haushalt“ (n = 1) getestet. Die Pretests wurden entlang der getesteten Fragen stichwortartig protokolliert und die so entstandenen Codes anschließend von 2 Personen einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz unterzogen, wobei sich die Kategorien „Anpassung des Einleitungs-/Fragetexts“, „Anpassung/Ergänzungen der Antwortmöglichkeiten sowie der Skala“ und „Paraphrase“ durch den Erhebungszweck ergaben.

Ergebnisse: 46 von 188 Codes konnten Anpassungen des Frage- /Einleitungstexts zugeordnet werden, wovon sich die meisten (n = 11) auf die Frage nach der Entscheidungsfreiheit bei der Arbeit bezogen. 136 Codes bezogen sich auf Umformulierungen oder Ergänzungen der Antwortkategorien, 29 davon bzgl. des Ernährungsverhaltens. 34 Codes deckten Anpassungen der Skala ab, wovon sich 14 auf die Einnahme rezeptfreier Medikamente bezogen. Die Paraphrasen zeigten, dass die Fragen meist richtig verstanden wurden, mit Ausnahme der Frage nach Beschwerden, die mehrmals als Frage nach Konsultationsanlässen missverstanden wurde. Für 10 der 12 getesteten Fragen wurden Antwortmöglichkeiten ergänzt und für 3 der 6 Fragen mit einer Skala wurde diese angepasst. Zudem wurden sämtliche Einleitungstexte gekürzt.

Diskussion: Der Pretest deckte Antwortmöglichkeiten aus dem Alltag der Befragten auf und machte die Notwendigkeit von Ausweichkategorien deutlich. Beides steigert die Inhaltsvalidität des Instruments. Längere Frage- und Einleitungstexte, die zur Orientierung der Befragten dienten, aber keine Erklärungen der Frage enthielten, wurden als zu lang empfunden.

Implikation für die Forschung: Kognitive Pretests liefern Hinweise für die Validität selbst entwickelter und adaptierter Fragen.