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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

CED-KQN Big Data – eHealth: Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Meeting Abstract

  • Kalina Kaul - Universitätsklinikum Gießen, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Abt. Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Studienzentrale
  • Sebastian Stricker - Universitätsklinikum Gießen, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Abt. Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Studienzentrale
  • Luisa Tischler - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Versorgungsepidemiologie und Community Health
  • Stefan Schumann - Universitätsklinikum Gießen, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Abt. Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Studienzentrale
  • Maren Leiz - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Versorgungsepidemiologie und Community Health
  • Keywan Sohrabi - THM /IMI, Technische Hochschule Mittelhessen, Fachbereich Gesundheit/Institut für Medizinische Informatik
  • Jan Däbritz - Universitätsmedizin Greifswald, Kinder- und Jugendklinik
  • Neeltje van den Berg - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Versorgungsepidemiologie und Community Health
  • Jan de Laffolie - Universitätsklinikum Gießen, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Abt. Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Studienzentrale

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf590

doi: 10.3205/23dkvf590, urn:nbn:de:0183-23dkvf5900

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Kaul et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) im Kindes- und Jugendalter stellen mit zunehmender Häufigkeit und relevanter Morbidität eine Bedrohung für wichtige Wachstums- und Entwicklungsaufgaben der Betroffenen sowie eine komplexe Herausforderung für die Familie und das multiprofessionelle Behandlungsteam dar. Gleichzeitig ermöglicht die digitale Transformation des Gesundheitswesens neue Wege in Diagnostik und Therapie mit dem Ziel personalisierter Medizin. Im vorliegenden Projekt soll untersucht werden, inwiefern der Einsatz moderner IT mit dem CEDATA GPGE Register, einem der weltweit größten pädiatrischen CED-Patientenregister, die Versorgung verbessern kann.

Methodik: Zur Wirksamkeit der Registerteilnahme wurde eine clusterrandomisierte Studie mit bisher nicht am CEDATA Register teilnehmenden Ambulanzen durchgeführt (CLARA-Studie). Das CEDATA Register, dessen Schnittstellen, Datenstruktur und die Dateneingabe, wurden überarbeitet. Moderne Analysemethoden inkl. künstlicher Intelligenz KI wurden eingesetzt, um wichtige Fragestellungen im Kontext der Erkrankung an den vorhandenen Daten zu bearbeiten. Im Bereich der Versorgungsforschung erfolgten ausführliche Analysen der Versorgung der Patienten innerhalb und außerhalb des Registers. Zum Thema Transition erfolgte in Kooperation mit dem Berliner Transitionsprogramm BTP und der Fachgesellschaft GPGE eine Befragung und Analyse von Patienten mit und ohne strukturierte Transition. Im Bereich Patient Empowerment wurde gemeinsam mit dem Patientenverband DCCV und der Fachgesellschaft GPGE eine deutschlandweite Befragung durchgeführt (CEDNA Umfrage).

Ergebnisse: In der CLARA Studie wurden 47 neue Zentren randomisiert (21 Interventionsgruppe IG /26 Kontrollgruppe KG). Von diesen wurden 304 Patienten eingeschlossen (160 IG /164 KG), 280 Patienten schlossen das Follow Up von 21 Monaten ab (146 /134). Die Intervention führte innerhalb der IG zu einer merklichen Reduktion der Defizite und Rückmeldungen im Erstmeldebogen und Follow Up, außerdem erhöhte sich die Anzahl der Bögen, die keine Rückmeldung bekamen deutlich. Im Follow Up wurden durchschnittlich noch 0.17 Defizite pro Patient in der IG ermittelt gegenüber 0.55 in der KG (p<0.0001). Der Anteil Patienten mit Morbus Crohn (MC) mit leitliniengerechter exklusiv enterale Ernährungstherapie (EET) war in der IG mit 72.6% höher als in der KG 42.3% (p=0.0011). In der Analyse der Versorgung innerhalb und außerhalb des Registers zeigten sich deutliche Unterschiede, die Betreuung außerhalb des Registers erfolgte mehrheitlich nicht durch einen Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, z.B. wurde die oben genannte EET außerhalb nur bei 18.1% der MC Patienten verwendet, im Register bei 51%. In der Analyse der Registerdaten konnte ein konvolutionales neuronales Netzwerk (CNN) mit guter Performanz bzgl. der initialen Phänotypisierung beschrieben werden, weiterhin erfolgten Analysen wichtiger Erkrankungs- und Therapiesituationen. Die Ergebnisse der CEDNA Befragung (1158 Fragebögen, jeweils CED-Patienten und ihre Eltern) zeigten neue Einsichten in den Umgang mit der Erkrankung und der Lebensgestaltung von Patienten und deren Familien sowie Informations- und Kommunikationsbedarfe auf.

Diskussion: In den durchgeführten Studien konnten deutliche Verbesserungen der Versorgung durch die Teilnahme am CEDATA Register, der Nutzung moderner Algorithmen und strukturierter datengetriebener Qualitätsverbesserung sowie in der Unterstützung von Patienten und Familien gezeigt werden. In Folgeprojekten sollen diese Aspekte weiter ausgebaut werden, um allen Betroffenen eine sehr gute leitliniengerechte Versorgung ermöglichen zu können.