Artikel
Akuter Strabismus – eine Serie von Fallbeispielen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 5. Mai 2014 |
---|
Gliederung
Text
Ein plötzliches Innenschielen im Kindesalter kann eine Vielzahl von Ursachen haben und bedarf einer zeitnahen gründlichen orthoptischen und ophthalmologischen Untersuchung. Häufig ist der Schielbeginn bei Kindern nicht eindeutig, frühere Augen- oder Kinderarztbefunde und eine Fotoanamnese können hier hilfreich sein. Zunächst wird eine ophthalmologische Ursache des Schielens ausgeschlossen. Neben dem seltenen, lebensbedrohlichen Retinoblastom spielen vor allem Netzhauterkrankungen (z.B. M. Coats) und Optikuserkrankungen (z.B. Optikushypoplasie) eine Rolle. Auf eine neurologische Ursache deuten das Vorhandensein von Stauungspapillen, Anisokorie, Nystagmus und Augenbewegungsstörungen hin. Bei inkomitantem Schielen, festgestellt durch Messung der Schielwinkel in verschiedenen Blickrichtungen, muss neben der Abduzensparese auch an andere mechanische Ursachen wie Myositis oder Orbitatumore gedacht werden.
Bei Vorliegen eines konkomitanten Schielens wird durch die objektive Refraktionsbestimmung in Cycloplegie ein akkomodatives Schielen ausgeschlossen. Weitere konkomitante Schielformen sind das normosensorische Spätschielen und der dekompensierte Mikrostrabismus. Für das normosensorischen Spätschielen spricht das Vorliegen guter Binokularfunktionen vor Schielbeginn, für einen dekompensierten Mikrostrabismus eine exzentrische Fixation und das Vorliegen einer Amblyopie. Oft kann die Diagnose aber auch erst retrospektiv nach einer Augenmuskeloperation gestellt werden. Selten ist das zyklische Innenschielen, hier wechseln sich Phasen des Schielen und Nichtschielens in regelmäßigem Rhythmus, meist täglich, ab.
Therapieprinzipien sind der vollständige Refraktionsausgleich, eventuell Prismenausgleich und Augenmuskeloperation. Bei jeglichen neurologischen oder neuroophthalmologischen Auffälligkeiten sollte eine neuropädiatrische Abklärung, ggf. mit Bildgebung erfolgen.