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Prävention und Therapie der Schulmyopie
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Veröffentlicht: | 13. Juni 2018 |
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Fragestellung: Seit einigen Jahren werden stark verdünnte Atropin-Augentropfen eingesetzt, um die Progression einer eingetretenen „Schulmyopie“ zu verlangsamen. In Deutschland hat die Bielschowsky-Gesellschaft Ende 2015 entsprechende Empfehlungen veröffentlicht. Wir haben den Behandlungserfolg bei eigenen Patienten nachvollzogen.
Methoden: Anhand der elektronischen Karteikarten haben wir 22 Kinder identifiziert, bei denen zwischen 10/2015 und 10/2016 eine Therapie mit Atropin 0.01% Augentropfen 1 x täglich begonnen wurde. Die Daten wurden retrospektiv ausgewertet. Für die Beurteilung des Verlaufs wurde neben der subjektiven Refraktion (n=14) bei einem Teil der Kinder (n=3) auch die Achslänge (optische Biometrie) herangezogen.
Ergebnisse: Die mittlere Progression der Myopie betrug bei Therapiebeginn 1.06 ± 0.43 dpt pro Jahr (Mittelwert ± Standardabweichung). Unter laufender Therapie reduzierte sich die Progression auf 0.21 ± 0.40 dpt pro Jahr. Dies entspricht einer Reduktion um 80%.
In einem besonders gut dokumentierten Einzelfall, in dem Refraktion und Biometrie immer parallel und in 3-Monats-Abständen durchgeführt wurden, war eine Reduktion von 1,625 auf 0,375 dpt/Jahr (subjektive Refraktion) bzw. 0,61 mm/Jahr auf 0,15 mm/Jahr (Achslänge) festzustellen (≈ 75% Reduktion).
Schlussfolgerung: Neben der Empfehlung möglichst ausgiebiger Tageslichtexposition kommt der Atropin-Therapie größte Bedeutung bei der Prophylaxe/Therapie der Schulmyopie zu. Die Ergebnisse bei eigenen Patienten haben die Ergebnisse publizierter Studien sogar noch übertroffen. Die Behandlung ist sehr gut wirksam und hat nur minimale Nebenwirkungen. Nachteilig sind die hohen Kosten, insbesondere für EDO-Präparate, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Behandlungsalternativen und flankierende Maßnahmen werden im Vortrag diskutiert.