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Abwesenheit von Evidenz: Chance für eine Veränderung der Versorgungspraxis?
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Veröffentlicht: | 4. März 2009 |
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Hintergrund
Die derzeit gängige Versorgungspraxis mit häufiger Anwendung von freiheitseinschränkenden Maßnahmen (FEM) in deutschen Alten- und Pflegeheimen steht im Widerspruch zur wissenschaftlichen Beweislage ihrer fehlenden Wirksamkeit und den zu erwartenden unerwünschten Wirkungen. In einem vom BMBF geförderten Projekt zur Entwicklung einer evidenzbasierten Praxisleitlinie zur Vermeidung von FEM wird erstmals in Deutschland eine Pflegeleitlinie gemäß der international vorgeschlagenen Methodik erstellt. Die Leitlinie zielt auf pflegerische Interventionen zur Reduktion von FEM.
Methoden
Nach einer Befragung von Betroffenenvertretern und Diskussion in der 16-köpfigen multiprofessionellen Leitlinienentwicklungsgruppe (LEG) wurden relevante Interventionen zur Reduktion von FEM ausgewählt. Zu den Interventionen wurden systematische Evidenzrecherchen in den relevanten Datenbanken durchgeführt. Die Bewertung der Evidenz und die Festlegung von Empfehlungsstärken erfolgt auf Basis eines modifizierten GRADE-Schemas.
Ergebnisse
24 Interventionen zur Reduktion von FEM wurden identifiziert. Für die Wirksamkeit der einzelnen Interventionen konnte 2 mal mittelgradige Evidenz, 8 mal geringe Evidenz, 7 mal sehr geringe Evidenz und 7 mal keinerlei Evidenz identifiziert werden. Dementsprechend wurde nur für eine Intervention (die Anwendung von Schulungsprogrammen) eine Empfehlung ausgesprochen. 7 Interventionen können nach Ansicht der LEG in Erwägung gezogen werden (schwache Empfehlung), für 14 Interventionen konnte keine Empfehlung abgegeben werden und 2 Interventionen können nicht empfohlen werden (schwache Ablehnung).
Schlussfolgerung/Implikation
Die Praxisleitlinie zur Reduktion von FEM enthält vorwiegend schwache oder keine Empfehlungen für spezifische Interventionen zur Reduktion von FEM. Dies ist ungewöhnlich im Kontext von Leitlinien, kann jedoch in diesem Fall zu einer sinnvollen Veränderung der Versorgungspraxis beitragen. Die Leitlinie soll Pflegende bestärken, auch ohne die Anwendung vermeintlicher Alternativen FEM zu reduzieren.