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Risikokommunikation für Patienten mit KHK und Statintherapie – eine Analyse deutschsprachiger Patienteninformationen
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Veröffentlicht: | 20. März 2019 |
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Hintergrund/Fragestellung: Statine werden bei KHK zur Sekundärprävention empfohlen. Grundlage ist eine in großen Metaanalysen von RCT belegte Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen und Gesamtmortalität [1]. Gleichwohl ist dieser Effekt überschaubar. Für eine informierte Entscheidung fordern nationale Standards [2] die Kommunikation absoluter Risikomaße. Die alleinige Kommunikation von Zahlen macht aber keine gute Information aus. Die Zahlen müssen auf bewerteten Quellen aus systematischer Recherche beruhen und angemessene Endpunkte kommunizieren. Die vorliegende Arbeit untersucht, ob und wenn ja, auf welcher Grundlage deutschsprachige Patienteninformationsangebote den Nutzen einer Statintherapie kommunizieren.
Methoden: Für die Internetrecherche nach Informationsangeboten wurden 5 Schlagwörter im Vorfeld festgelegt. Die jeweils ersten 50 Google-Treffer pro Suchbegriff wurden nach festgelegten Einschlusskriterien gelesen und schließlich extrahiert. Eingeschlossen wurden deutschsprachige Patienteninformationen zur Statintherapie bei manifester KHK. Ausgeschlossen wurden Zeitungsbeiträge, Informationen an Ärzte, Informationen zu Statinen in der Primärprävention oder ohne Angaben zu Effektmaßen. Es wurden Angaben extrahiert und deskriptiv ausgewertet zu: Risikomaßen und Endpunkten, zugrundeliegender Evidenz sowie Dokumentation der Methode.
Ergebnisse: Es wurden 11 Informationsangebote zur Statintherapie bei KHK identifiziert, die Risikomaße darstellen. Von diesen berichteten 3 (27%) absolute Effektmaße. 8 (72%) gaben Quellen an, auf denen die Information beruhte, aber nur 1 (9%) traf Aussagen zur Evidenzgüte und dokumentierte die Methodik. Bei den 3 Informationen, die absolute Effekte kommunizierten, waren die Angaben heterogen: Bezüglich des Nutzens variierte die ARR zwischen 1,5% und 10%, teils wurden Effekte in Bezug auf Kompositendpunkte kommuniziert und es wurden unterschiedlich valide Quellen zum Beleg für diese Effekte herangezogen.
Schlussfolgerungen: Nur 3 Informationsangebote gaben überhaupt absolute Risikomaße zur Statintherapie an. Diese lieferten graduell unterschiedliche Angaben zum Nutzen, zogen teils andere Quellen heran und kommunizierten verschiedene Endpunkte, welche die Varianz erklären. Vor diesem Hintergrund wäre zu diskutieren, ob abweichende Angaben unterschiedlicher Anbieter Nutzer potenziell eher verwirren und das Vertrauen in die Informationsangebote beeinträchtigen. Eine Abstimmung der Ersteller verlässlicher Informationen bezüglich zu kommunizierender Endpunkte könnte zu mehr Konsistenz beitragen.
Interessenkonflikte: Die Autoren geben keine finanziellen Interessenkonflikte an.
Literatur
- 1.
- Bundesärztekammer (BÄK); Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV); Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK – Langfassung. 5. Auflage. Konsultationsfassung. 2018 [cited 2018 Oct 25]. Verfügbar unter: https://www.khk.versorgungsleitlinien.de
- 2.
- Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin. Gute Praxis Gesundheitsinformation. Berlin: 2015 [cited 2018 Oct 25]. Verfügbar unter: https://www.ebm-netzwerk.de/gpgi