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Untersuchung der EbM-Elemente im Seminar Q1/Biometrie im Humanmedizinstudium: eine Cluster-randomisierte Studie
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Veröffentlicht: | 20. März 2019 |
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Hintergrund/Fragestellung: Im Seminar Q1/Biometrie (Universität Ulm) werden grundlegende statistische Methoden für Planung, Auswertung und Interpretation von Studien an 6 Seminarterminen und einer begleitenden Vorlesung gelehrt. Im späteren Praxisalltag wird den Studierenden allerdings klinische Forschung eher in Publikationen begegnen, die sie verstehen und beurteilen müssen.
Im Lehrprojekt „EbM-Corner“ [1] sollen nach systematischer Einführung (Vorlesung) an jedem Seminartermin die angewandten statistischen Methoden und deren Interpretationen an einer Publikation diskutiert werden. Dazu bekommen die Studierenden vorab eine Übungsaufgabe. Die Lösungen werden im Seminar vorgestellt und diskutiert. So bekommen die Studierenden über das Seminar verteilt nach und nach einen umfassenden Eindruck zu Methodik und Ergebnissen der vorgestellten Studie.
Methoden: Die Evaluation der erstmaligen Durchführung im WS 2016/17 ergab einige Verbesserungsmöglichkeiten und die Notwendigkeit, den Lehrstoff abzuprüfen. Im WS 2017/18 wurde dann eine cluster-randomisierte Studie mit 11 Seminargruppen á 20 Studierende durchgeführt – wobei 6 Gruppen mit dem EbM-Lehrstoff und 5 Gruppen ohne den Lehrstoff unterrichtet wurden. Die Ergebnis- und Akzeptanzevaluation wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit [2] ausgewertet und steht jetzt zur Verfügung.
Ergebnisse: Es zeigt sich, dass die Punkteverteilung (0-7 Punkte im EbM-Prüfungsmodul) zwischen den Gruppen sehr vergleichbar ist (Mittelwert (SD): 3.96 (1.59) vs. 3.98 (1.67)). Um den Clustereffekt zu berücksichtigen, ist sowohl ein hierarchisches Mixed Model als auch ein logistisches Mixed Model (Punkte dichotomisiert: 0-4 Punkte / 5-7 Punkte) gerechnet worden. Die Berücksichtigung der Gruppen ergibt auch hier keinen Unterschied zwischen den Interventionsgruppen (p=0.9528 bzw. 0.5425).
Schlussfolgerungen: Wir ziehen nach Durchführung und Evaluation dieses niedrigschwelligen EbM-Ansatzes das Fazit, dass wir eine in den Kurs integrierte Diskussion publizierter Studien trotz der nicht erreichten Verbesserung weiter einsetzen wollen. Die fehlende Motivation, zusätzlichen Stoff im Pflichtunterricht zu akzeptieren, ist bekannt. In unserem Fall sollte aber das vom neuen NKLM (14a) initiierte und eingeforderte Ziel, mehr Wissenschaftlichkeit im Medizinstudium zu verankern, höher wiegen. Natürlich werden weitere Verbesserungen wie eine präzisere Formulierung der EbM-Aufgaben, eine Integration von EbM-Themen in alle Prüfungen sowie mehr Motivationshilfe für das Thema angestrebt.
Interessenkonflikte: keine
Literatur
- 1.
- Muche R, Rohlmann F, Meule M, Mayer B. EBM-Corner: Einbindung von Evidence based Medicine (EbM) Aspekten in den Regelunterricht Q1/Biometrie im Humanstudium. In: Vonthein R, Burkholder I, Rauch G, Muche R, Hrsg. Zeig’ mir mehr Biostatistik. Berlin: Springer Verlag; 2017. S. 133-148.
- 2.
- Abdullah M. Evaluation des Lehrprojektes „EbM-Corner“ – eine cluster-randomisierte Studie. Bachelorarbeit. Hochschule Ulm; 2018.