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25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

13. - 15.03.2024, Berlin

COVID-19 in der frühen Nutzenbewertung – Herausforderungen und Erkenntnisse

Meeting Abstract

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  • Bent Müller - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Ressort Arzneimittelbewertung, Deutschland
  • Simone Johner - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Ressort Arzneimittelbewertung, Deutschland
  • Volker Vervölgyi - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Ressort Arzneimittelbewertung, Deutschland

Evidenzbasierte Politik und Gesundheitsversorgung – erreichbares Ziel oder Illusion?. 25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-15.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24ebmV6-02

doi: 10.3205/24ebm038, urn:nbn:de:0183-24ebm0386

Veröffentlicht: 12. März 2024

© 2024 Müller et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Die COVID-19-Pandemie stellte auch für die frühe Nutzenbewertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) eine besondere Herausforderung dar. Die Bewertung von Remdesivir im April 2021 bildete dabei den Auftakt für eine Reihe von medikamentösen Interventionen, die das IQWiG im Anwendungsgebiet COVID-19 bewertete.

Methoden: Anhand der Nutzenbewertungen des IQWiG werden ein Überblick über die vorgelegte Evidenz zu Arzneimitteln im Anwendungsgebiet COVID-19 gegeben, die Herausforderungen hierbei beschrieben und die Ergebnisse kritisch eingeordnet.

Ergebnisse: Insgesamt hat das IQWiG 10 Nutzenbewertungen zu 2 Virostatika und 3 monoklonalen Antikörpern zur Behandlung bzw. Prophylaxe von COVID-19 durchgeführt. Die Grundlage für die Bewertungen bei Erwachsenen bildeten randomisierte kontrollierte Studien (RCTs). Die größte Herausforderung bei allen Bewertungen im Anwendungsgebiet COVID-19 war der zeitliche Abstand zwischen Studiendurchführung und Bewertungszeitpunkt. Dies spiegelte sich vor allem in 3 Aspekten wider. So verbesserte sich die Versorgung der Patientinnen und Patienten im Verlauf der Pandemie kontinuierlich. Dadurch war für die Bewertung der Arzneimittel zur Behandlung der COVID-19 eine Übertragbarkeit der Vergleichstherapien aus den Studien auf die jeweilig aktuelle Versorgungssituation teilweise nur eingeschränkt möglich. Eine große Rolle spielte darüber hinaus der sich im Laufe der Zeit durch Infektion und Impfung verändernde Immunstatus der Bevölkerung, der in den Bewertungen berücksichtigt werden musste. Zudem zirkulierten zum Zeitpunkt der Bewertungen teilweise andere Virusvarianten als zum Zeitpunkt der Studiendurchführung, was insbesondere für die Bewertung der Antikörper von Bedeutung war.

Schlussfolgerung: Trotz der Pandemiesituation bildeten RCTs die Grundlage für die Nutzenbewertung, allerdings nur für Erwachsene. Herausforderungen ergaben sich aus der Dynamik der Pandemie. Dennoch konnte für alle bewerteten Arzneimittel in verschiedenen Patientenpopulationen ein Zusatznutzen ausgesprochen werden. Die Antikörper hatten jedoch aufgrund ihrer mangelnden Wirksamkeit gegenüber den zum Zeitpunkt der jeweiligen Bewertungen zirkulierenden Virusvarianten keine Relevanz mehr in der COVID-19-Versorgung.