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25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

13. - 15.03.2024, Berlin

Auswirkungen der COVID-19-bezogenen Klinikmaßnahmen auf ältere Patient:innen, Bezugspersonen und Klinikpersonal: Sekundäranalyse qualitativer Daten aus einer Mixed-methods-Prozessevaluation im Rahmen der TRADE-Studie

Meeting Abstract

  • Natascha-Elisabeth Denninger - Universität/Universitätsklinikum Heidelberg, Pflege- und Therapiewissenschaft, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Medizinische Fakultät Heidelberg, Heidelberg, & Technische Hochschule Rosenheim, Zentrum für Forschung, Entwicklung und Transfer, Heidelberg, Deutschland; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Internationale Graduiertenakademie, Medizinische Fakultät, Halle, Deutschland
  • Simone Brefka - Agaplesion Bethesda Klinik Ulm & Geriatrisches Zentrum Ulm, Ulm, Deutschland; Universitätsklinikum Ulm, Institut für Geriatrische Forschung an der Agaplesion Bethesda Klinik Ulm, Ulm, Deutschland
  • Marlene Benkert - Technische Hochschule Rosenheim, Zentrum für Forschung, Entwicklung und Transfer, Rosenheim, Deutschland
  • Gabriele Meyer - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Internationale Graduiertenakademie, Medizinische Fakultät, Halle, Deutschland
  • Dhayana Dallmeier - Boston University School of Public Health, Dept. of Epidemiology, Boston, USA; Universitätsklinikum Ulm, Institut für Geriatrische Forschung an der Agaplesion Bethesda Klinik Ulm, Ulm, Deutschland
  • Michael Denkinger - Agaplesion Bethesda Klinik Ulm & Geriatrisches Zentrum Ulm, Ulm, Deutschland; Universitätsklinikum Ulm, Institut für Geriatrische Forschung an der Agaplesion Bethesda Klinik Ulm, Ulm, Deutschland
  • Martin Müller - Universität/Universitätsklinikum Heidelberg, Pflege- und Therapiewissenschaft, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Medizinische Fakultät Heidelberg, Heidelberg, & Technische Hochschule Rosenheim, Zentrum für Forschung, Entwicklung und Transfer, Heidelberg, Deutschland

Evidenzbasierte Politik und Gesundheitsversorgung – erreichbares Ziel oder Illusion?. 25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-15.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24ebmV6-05

doi: 10.3205/24ebm041, urn:nbn:de:0183-24ebm0415

Veröffentlicht: 12. März 2024

© 2024 Denninger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Im Projekt TRADE (TRAnsport und DElir bei älteren Menschen) wurden Bezugspersonen älterer Patient:innen mit einem Risiko für Delir in den Entlassungs-/Verlegungsprozess einbezogen. In der Mixed-methods-Prozessevaluation der Pilotstudie wurden die Umsetzung der Implementierung und beeinflussende Faktoren untersucht.

Ziel dieses Beitrags ist es, die Auswirkungen der COVID-19-bezogenen Klinikmaßnahmen, wie Besuchseinschränkungen und -verbote, auf die Patient:innen, die Bezugspersonen und das Klinikpersonal im Rahmen einer Sekundäranalyse darzustellen.

Methoden: Daten aus Interviews, Fokusgruppen und Dokumenten wurden mit der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet und hinsichtlich relevanter Aussagen zu den Klinikmaßnahmen analysiert.

Ergebnisse: Die Analyse umfasste 72 Einzelinterviews und 2 Fokusgruppen (insgesamt 19 Patient:innen, 14 Bezugspersonen, 44 Klinikpersonal) sowie 82 Dokumente aus drei Unikliniken und einer geriatrischen Klinik.

Es gab unterschiedliche Besuchsregelungen (z. B. 1 Besuch/Patient:in/Tag, 2G+, 3G), die Unsicherheit und Unverständnis hervorriefen. Einlasskontrollen führten zu Stress und zusätzlichem Zeitaufwand. Besuchseinschränkungen/-verbote belasteten Bezugspersonen und Patient:innen, v. a. bei längeren Aufenthalten und schlechtem Gesundheitszustand.

Patient:innen wurden bis zum Vorliegen der COVID-19-Testergebnisse auf Zwischenstationen untergebracht. Soziale Kontakte erfolgten über Mobiltelefone, Tablets und Briefe. Art und Intensität der Kommunikation zwischen Klinikpersonal und Bezugspersonen variierte erheblich. Informationen wurden häufig verzögert übermittelt, und die Bezugspersonen mussten wiederholt telefonisch nachfragen. Für das Klinikpersonal führten die zusätzlichen Telefongespräche zu erhöhtem Zeitaufwand bei bestehendem Personalmangel, gleichzeitig äußerten diese auch einen Mangel an Unterstützung in der Betreuung durch Bezugspersonen.

Patient:innen ohne kognitive Beeinträchtigungen und mit kurzer Aufenthaltsdauer empfanden die durch Besuchseinschränkungen/-verbote bedingte Ruhe positiv und befürworteten dies unabhängig von der Pandemie.

Schlussfolgerung: Während Kontaktrestriktionen ist zeitnaher Informationsaustausch essentiell. COVID-19-Vorschriften beeinträchtigten Delirpräventionsmaßnahmen, wie Begleitung durch Bezugspersonen und Vermeidung von Verlegungen. Die Ruhe in den Kliniken könnte möglicherweise einen Einfluss auf die Delirausprägung und -inzidenz in den Kliniken gehabt haben.

Interessenkonflikte: Die Autor:innen erklären, dass sie keine Interessenkonflikte haben. Die Studie wird durch den Gemeinsamen Bundesausschuss/Innovationsfonds (01VSF18052; DRKS00017828) gefördert. Die Sponsor:innen der Studie haben keinen Einfluss auf die Planung, Durchführung und Veröffentlichung der Ergebnisse.