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25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

13. - 15.03.2024, Berlin

Was lernen wir aus der Corona-Pandemie? Einblicke in die Perspektiven von Hausärzt:innen, Medizinischen Fachangestellten und Patient:innen aus dem RESPoNsE-Forschungspraxennetz

Meeting Abstract

  • Kahina Toutaoui - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Marius Dierks - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Markus Krause - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Lisa Kümpel - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Doreen Kuschick - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Burgi Riens - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Liliana Rost - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Florian Wolf - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Susanne Döpfmer - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

Evidenzbasierte Politik und Gesundheitsversorgung – erreichbares Ziel oder Illusion?. 25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-15.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24ebmPS6-1-01

doi: 10.3205/24ebm102, urn:nbn:de:0183-24ebm1024

Veröffentlicht: 12. März 2024

© 2024 Toutaoui et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Im Laufe der Corona-Pandemie waren hausärztliche Praxen in Deutschland von erhöhtem Arbeitsaufwand und veränderten Praxisabläufen betroffen. Während die Pandemie offiziell für beendet erklärt wurde, haben einige Veränderungen und Anpassungen in der Praxis bis heute Auswirkungen. Die Perspektiven des Gesundheitspersonals (Hausärzt:innen (HÄ) und Medizinische Fachangestellte (MFA)) sowie der Patient:innen wurden im Rahmen der „VeCo-Praxis“-Studie des BMBF-geförderten RESPoNsE-Forschungspraxennetzes berücksichtigt, um Veränderungen zu erfassen und Lessons-learned für die Zukunft zu erarbeiten.

Methoden: In der Mixed-methods- Studie „VeCo-Praxis“ (Hausärztliche Versorgung nicht an Covid erkrankter Patient:innen während der Corona-Pandemie) wurden HÄ und MFA im 2. Quartal der Jahre 2022 und 2023 mithilfe eines selbstentwickelten Fragebogens befragt. Im Herbst 2022 wurde ergänzend eine Patient:innenbefragung in hausärztlichen Praxen durchgeführt. Zwischen 08/2022 und 09/2023 erfolgten zudem telefonische Einzelinterviews mit HÄ und MFA. Die Studie umfasste Teilnehmer:innen aus Berlin, Brandenburg und Thüringen.

Ergebnisse: 657 HÄ und 762 MFA nahmen an der Fragebogenerhebung teil (t0, 2022), 327 HÄ und 369 MFA an der Nachbefragung (t1, 2023), 1.405 Patient:innen füllten den Fragebogen aus. Die Patient:innen zeigten sich überwiegend zufrieden mit der hausärztlichen Versorgung während der Pandemie und hatten nicht den Eindruck, dass es ihnen an etwas gemangelt hätte. Die HÄ und MFA fühlten sich nicht ausreichend oder nicht ausreichend schnell informiert bzw. in gesundheitspolitische Entscheidungen einbezogen. Sie berichteten einen hohen Mehraufwand ohne adäquate Vergütung und dass mehr von ihnen erwartet wurde, als sie leisten konnten.

Es wurden jeweils 15 Einzelinterviews mit HÄ und MFA durchgeführt. In den Interviews werden bestimmte Hygienemaßnahmen (Trennung von Infektpatient:innen, Maskenpflicht in Praxisräumen) auch nach der Pandemie als sinnvoll erachtet. HÄ und MFA sehen sich vor Herausforderungen aufgrund zunehmender Bürokratie und Digitalisierung in der Praxis und äußern Sorgen aufgrund von Personalmangel. In beiden Berufsgruppen wird die eigene Rolle im Gesundheitswesen und das Verhältnis zu Patient:innen jeweils sehr verschieden gewertet.

Schlussfolgerung: Während die Patient:innen mit der Arbeit von HÄ und MFA während der Pandemie zufrieden waren, gab es aus Sicht von HÄ und MFA organisatorische und finanzielle Mängel, die noch heute ihre Perspektive auf ihren Beruf (negativ) beeinflussen.

Interessenkonflikte: keine


Literatur

1.
Döpfmer S, Kuschick D, Toutaoui K, Riens B, Dierks M, Wolf F, Rost L, Krause M, Schulze D, Heintze C, Kümpel L. Die hausärztliche Versorgung während der COVID-19-Pandemie: eine Fragebogenerhebung unter Hausärzt*innen und Medizinischen Fachangestellten zu ihrer Perspektive auf Veränderungen, Bedarfe und Belastungen. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2023 May;178:64-74. DOI: 10.1016/j.zefq.2023.03.002. Externer Link
2.
Doepfmer S, Akdenizli K, Dashti H, Heintze C, Kaden F, Kuempel L, Kuschick D, Medrow N, Neidhardt-Akdenizli A, Otto-Gogoll S, Reicherdt I, Steenweg L, Toutaoui K. Changes to utilization and provision of health care in German GP practices during the COVID 19-pandemic: Protocol for a mixed methods study on the viewpoint of GPs, medical practice assistants, and patients. PLoS One. 2023 Apr 13;18(4):e0279413. DOI: 10.1371/journal.pone.0279413. Externer Link