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25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

13. - 15.03.2024, Berlin

Zusammenhang zwischen Strategien des Umgangs mit Hitze und der Vermeidung von Gesundheitsrisiken bei chronisch kranken Patienten: eine Pilotstudie

Meeting Abstract

  • Ingmar Schäfer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Julia Nothacker - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Arne Jordan - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Dagmar Lühmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Evidenzbasierte Politik und Gesundheitsversorgung – erreichbares Ziel oder Illusion?. 25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-15.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24ebmPS6-1-03

doi: 10.3205/24ebm104, urn:nbn:de:0183-24ebm1048

Veröffentlicht: 12. März 2024

© 2024 Schäfer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Aufgrund des Klimawandels ist zu erwarten, dass die Bevölkerung in Deutschland zunehmend heißen Temperaturen ausgesetzt sein wird. Für Menschen mit chronischen Krankheiten sind damit erhebliche Gesundheitsrisiken verbunden. Zwar gibt es vielfältige Empfehlungen zum Umgang mit Hitze, aber es existiert wenig Evidenz dazu, welche persönlichen Strategien zum Schutz vor gesundheitlichen Schäden durch Hitze tatsächlich effektiv sind. In einer prospektiven Beobachtungsstudie sollen Zusammenhänge zwischen individuellen Hitzeschutzmaßnahmen, gesundheitlichen Beschwerden und Wetterdaten untersucht werden, um vielversprechende Hitzeschutzmaßnahmen für eine spätere Wirksamkeitsüberprüfung auszuwählen. Die vorgestellte Studie pilotiert Fragebögen und Studiendesign.

Methoden: Eine Liste möglicher Strategien wurde aus der Literatur extrahiert und mit Hilfe eines Konsensusverfahrens unter acht erfahrenen Ärzten unterschiedlicher Fachgebiete verdichtet. In 14 hausärztlichen Praxen wurden Patienten mit chronischen Erkrankungen rekrutiert, die bei Baseline ihren Umgang mit Hitze und wöchentlich an möglichst heißen Tagen ihre Beschwerden berichteten. Als Maß für Hitzebelastung wurde anhand von regionalen Daten zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit des Deutschen Wetterdienstes der sog. Hitzeindex berechnet. Als statistische Verfahren wurden multivariate ordinale Regressionen in gemischten Mehrebenenmodellen berechnet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 328 Messungen bei 61 Patienten ausgewertet. Patienten waren durchschnittlich 59±14 Jahre alt und zu 49,2% weiblich. Häufigste Erkrankungen waren Diabetes (39,7%), Asthma (34,3%) und Herzinsuffizienz (30,3%). Die meisten Messungen (66,8%) erfolgten bei einem Hitzeindex <27°, 16,5% bei ≥27° bis <32° und 16,8%≥32°. Häufigste Beschwerden waren Abgeschlagenheit (78,0%), Luftnot (49,8%) und Niedergeschlagenheit (46,5%). Bei einem Hitzeindex ≥32° oder mehr wurden schwerere Beschwerden berichtet als bei < 27° (Odds Ratio 2,9; p=0,007). Es zeigte sich eine protektive Interaktion mit der Vermeidung von Hitzeexposition (p=0,012). Dagegen waren Personen, die eine Beratung des Hausarztes zum Umgang mit Hitze erhalten hatten, stärker von Hitzefolgen betroffen (p=0,022).

Schlussfolgerung: Es gibt Hinweise, dass bestimmte Ansätze zum Umgang mit Hitze die Beschwerdelast bei Hitze reduzieren könnten. In 2024 soll die Studie mit deutlich größerer Fallzahl wiederholt werden, um besser abgesicherte Aussagen zu ermöglichen.

Interessenkonflikte: Es werden keine Interessenkonflikte angegeben.