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25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

13. - 15.03.2024, Berlin

Wirksamkeit von mobilen digitalen Gesundheitsanwendungen (Gesundheits-Apps) zur Förderung des Selbstmanagements von Personen mit Multipler Sklerose

Meeting Abstract

  • Dagmar Lühmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Karin Riemann-Lorenz - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose (INIMS), Hamburg, Deutschland
  • Jana Pöttgen - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose (INIMS), Hamburg, Deutschland
  • Christoph Heesen - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose (INIMS), Hamburg, Deutschland

Evidenzbasierte Politik und Gesundheitsversorgung – erreichbares Ziel oder Illusion?. 25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-15.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24ebmPS6-2-09

doi: 10.3205/24ebm121, urn:nbn:de:0183-24ebm1215

Veröffentlicht: 12. März 2024

© 2024 Lühmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Viele mobile Gesundheitsanwendungen (Gesundheits-Apps) sollen Personen mit chronischen Erkrankungen im Krankheitsmanagement unterstützen: zur Verringerung der Morbidität und Erhöhung der Lebensqualität. Personen mit Multipler Sklerose (MS) gelten als besonders geeignet für Gesundheits-Apps, da sie vergleichsweise jung und initial wenig beeinträchtigt sind. Die Frage „Sind Gesundheits-Apps wirksam zur Unterstützung der Krankheitsbewältigung von Personen mit MS?“ wurde initial im Rahmen des HTA-Projekts (IQWIG HT19-03) bearbeitet und 2022 aktualisiert.

Methoden: Systematische Literaturübersicht über randomisiert-kontrollierte Studien (RCT) mit MS-Patienten, die die Wirksamkeit von Gesundheits-Apps im Vergleich zur normalen Versorgung bzw. aktiven Kontrollen (ohne wirksame Komponente) untersuchten. Endpunkte von Interesse waren Morbidität, Lebensqualität und unerwünschte Effekte. Datenbankenrecherchen (zuletzt Mai 2022) erfolgten in Medline, Embase und CCTR; Studienselektion und Bewertung des Verzerrungspotenzials (ROB-2) erfolgten unabhängig durch zwei Personen. Die Ergebnisse wurden tabellarisch und narrativ zusammengefasst.

Ergebnisse: Von 1.127 Datenbanktreffern entsprachen 13 den Einschlusskriterien (8 Pilotstudien). Alle Studien wiesen in der ROB-Bewertung mindestens zwei Problembereiche auf, am häufigsten unverblindete Ergebnismessung und eine fraglich selektive Berichterstattung. Von 2 Studien zu unterschiedlichen Messenger-Apps konnte eine positive, aber fraglich relevante Effekte auf den Gesundheitszustand zeigen. 2 Studien zu Apps zum Depressionsmanagement berichten positive Effekte auf den Endpunkt Depressionssymptome, 1 Studie mit einer App zum Fatiguemanagement berichtet positive Effekte auf den Endpunkt Fatigue. 5 Studien evaluierten Apps zur Unterstützung der Kognition. Vereinzelte positive Effekte auf spezifische kognitive Funktionen sind schwer interpretierbar, auch wegen ihrer unklaren Relevanz für Alltagsfähigkeiten. Apps zur Förderung der Mobilität wurden in 3 Studien untersucht. Für eine App mit einem Anti-Spastizitäts-Training wurden in 1 von 2 Studien positive Effekten auf den Endpunkt Spastizität berichtet. Eine Studie mit einer Informations-App + Accelerometrie fand keinen Unterschied zwischen den Untersuchungsgruppen.

Schlussfolgerung: Zur Unterstützung des Krankheitsmanagements von Personen mit MS wurde eine Vielzahl von unterschiedlichen Apps in RCTs evaluiert. Die deutlichsten positiven Effekte fanden sich für Apps zum Management von Depression bzw. Fatigue,

Interessenkonflikte: JP und KR-L waren an der Durchführung von je einer, CH an der Durchführung von drei der 13 eingeschlossenen Studien beteiligt.


Literatur

1.
Heesen C, Berger T, Riemann-Lorenz K, Krause N, Friede T, Pöttgen J, Meyer B, Lühmann D. Mobile health interventions in multiple sclerosis: A systematic review. Mult Scler. 2023 Dec;29(14):1709-20. DOI: 10.1177/13524585231201089. Externer Link