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25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

13. - 15.03.2024, Berlin

Opioidhaltige Analgetika bei nichttumorbedingten Schmerzen – Versorgungssituation, Problemfelder und Handlungsansätze in Deutschland

Meeting Abstract

  • Silke Neusser - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Anja Niemann - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Nils Schrader - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Milena Weitzel - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Nikola Blase - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Carina Abels - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Cordula Riederer - DAK Gesundheit, Deutschland
  • Joachim Nadstawek - Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD), Deutschland
  • Wolfgang Straßmeir - Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD), Deutschland
  • Jürgen Wasem - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland

Evidenzbasierte Politik und Gesundheitsversorgung – erreichbares Ziel oder Illusion?. 25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-15.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24ebmSYM3-01

doi: 10.3205/24ebm126, urn:nbn:de:0183-24ebm1260

Veröffentlicht: 12. März 2024

© 2024 Neusser et al.
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Gliederung

Text

Beschreibung: Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopfverbrauch opioidhaltiger Analgetika (OA). Nicht-tumorbedingte Schmerzen stellen die häufigste Indikation für eine Langzeitanwendung dar. Hierzu liegt eine S3-Leitlinie (LONTS) vor, die Empfehlungen zu Indikation und Therapie gibt, um Über- und Fehlversorgung sowie die Entstehung von Abhängigkeitserkrankungen zu verhindern. Im Rahmen des Symposiums wird vorgestellt, inwieweit dies gelingt und an welchen Stellen Anpassungsbedarfe im Versorgungskontext bestehen, um die Versorgungsqualität in Deutschland zu verbessern und eine Überversorgung mit OA zu vermeiden.

Die Beiträge basieren auf den Analysen im Rahmen der Mixed-methods-Studie „Op-US“, die drei Datenstränge zusammenführt: Versorgungsepidemiologie (Routinedatenanalyse n=113.476), Versorgungsanalyse (Patientenbefragung n=661) sowie eine Leistungserbringerbefragung (n=422 niedergelassene Ärzte). Auf dieser Basis wurden fünf Problemfelder der aktuellen OA Langzeitverordnung aufgrund nicht-tumorbedingter Schmerzen herausgearbeitet, die vorgestellt werden. Abschließend werden die identifizierten gesundheitspolitischen Handlungsbedarfe sowie die entwickelten Reformansätze präsentiert und diskutiert.

Geplante Vortragsthemen:

Silke Neusser: Methodisches Vorgehen Datengrundlage und Operationalisierung

Die Mixed-methods-Studie beinhaltet eine Routinedatenanalyse, eine Patienten- und eine Leistungserbringerbefragung. Die untersuchten Fragestellungen wurden aus den Empfehlungen der LONTS abgeleitet.

Anja Niemann: Aspekte der Fehlversorgung

Die Patientenbefragung zeigte Verbesserungspotential für die ambulante Versorgung. Zudem werden insbesondere ältere Personen seltener mit einer durch die S3-Leitlinie empfohlenen multimodalen Schmerztherapie versorgt. In der Routinedatenauswertung zeigte sich, dass mit zunehmender Verordnungsdauer eine Beendigung der Therapie immer unwahrscheinlicher wird.

Nils Schrader: Opioid-Abhängigkeit und mehrere Verschreiber

In der Versorgungsepidemiologie wurde die Prävalenz für Opioid-bezogene Störungen auf 3% geschätzt, während in der Patientenbefragung 38% eine Abhängigkeitssymptomatik aufwiesen. In beiden Fällen waren junges Alter, das männliche Geschlecht sowie eine hohe Anzahl Opioid-verschreibender Ärzte damit assoziiert. Eine erhöhte Anzahl von Ärzten erhöhte die Chance auf hochdosierte Opioid-Verordnung deutlich.

Milena Weitzel: Gesundheitspolitische Ansätze

Ansatzpunkte zur Verbesserung der Versorgungssituation hängen von dem jeweiligen Problemfeld ab. Zielorientierte und an die jeweiligen Bedarfe adaptierte Behandlungsansätze zur Überwindung der jeweiligen Problemlagen, stellen die Basis für Reformansätze dar. Die im Rahmen des Symposiums thematisierten gesundheitspolitischen Handlungsempfehlungen gewährleisten die Überführung der Reformansätze in die Regelversorgung.

Interessenkonflikte: Dr. Cordula Riederer, Mitarbeiterin der DAK, Prof. Nadstawek, Vorstandsmitglied des Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD), Herr Straßmeir Geschäftsführer des Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD)


Literatur

1.
Häuser W, Bock F, Hüppe M, et al. Empfehlungen der zweiten Aktualisierung der Leitlinie LONTS: Langzeitanwendung von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen. Schmerz. 2020;34:204–244.