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Studierfähigkeitstestung, Studienleistung und Studienfortschritt: Was hat sich nach fünf Jahren beschränkten Zugangs zum Medizinstudium an der MedUni Innsbruck geändert?
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Veröffentlicht: | 26. September 2011 |
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Fragestellung: In Folge eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs wird seit 2006 der Eignungstest für das Medizinstudium in der Schweiz als Selektionsinstrument für StudienbewerberInnen an der MedUni Innsbruck durchgeführt, nachdem bis vor 2005 die Zulassung für österreichische MaturantInnen frei war. Die Effekte dieser Zugangsbeschränkung auf den Studienfortschritt wurden untersucht.
Methoden: Daten der Studierendenevidenz für 2911 Studierende der Humanmedizin (alle Studienplan 2002), die sich jedenfalls der Prüfung am Ende des ersten Jahres (SIP1) unterzogen, wurden nach Geschlecht, Maturitätsland und Jahrgang ausgewertet. Drei Gruppen wurden gebildet: Jahrgänge 2002 bis 2004 (= „unselektioniert“), Jahrgang 2005 (nummerische Beschränkung nach Bewerbungszeitpunkt) sowie Jahrgänge 2006 bis 2009 (= „selektioniert“).
Ergebnisse: Die Drop-out Rate für Studierende sank für männliche bzw. weibliche Studierende von 14,8% bzw. 19,7% auf 5,8% bzw. 6,4% (signifikanter Unterschied für Geschlecht bei Drop-out Rate „unselektioniert“, nicht signifkant für „selektioniert“). Der Anteil neu zugelassener weiblicher Studierender an der Gesamtzahl sank von 59,2% („unselektioniert”) auf 46,5% (“selektioniert”). Der Anteil der männlichen bzw. weiblichen Studierenden, die die SIP1 bestanden, stieg von 55,5% bzw. 54,8% („unselektioniert“) auf 66,0% bzw. 70,5% („selektioniert“). „Selektionierte“ Studierende bestanden die SIP1 und spätere Jahresprüfungen früher und mit weniger Antritten. In einem COX Modell zeigten sich signifikante Unterschiede im Studienfortschritt je nach Maturitätsland bzw. Herkunftsland.
Schlussfolgerung: Die eingeführte Zugangsbeschränkung führte erwartungsgemäß zu einer Beschleunigung des Studienfortschritts und einer Reduktion der Drop-out Rate, jedoch auch zu einer Änderung der Geschlechterverteilung der Neuzugelassenen. Der Studienfortschritt nach Herkunftsland widerspiegelt stark die nach Maturitätsland sehr unterschiedlichen Selektionsraten, möglicherweise aber auch Motivationsfaktoren und Schulsysteme.