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Lehrinhalte zum Umgang mit sexuellem Kindesmissbrauch im Medizinstudium in Deutschland. Ergebnisse einer Befragung der Medizinischen Fakultäten in Deutschland
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Veröffentlicht: | 26. September 2011 |
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Fragestellung: Der Runde Tisch der Bundesregierung zum „Sexuellen Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich“ stellte 2010 fest, dass weder in pädagogischen Berufen noch in Heilberufen (Medizin, Psychotherapie) ausreichend Lehrinhalte zum Thema „Sexueller Kindesmissbrauch“ in der Aus,- Fort- und Weiterbildung vermittelt werden. Bezogen auf die Medizinerausbildung wird folgende Frage gestellt: Welche Lehrinhalte zum Umgang mit sexuellem Kindesmissbrauch im Rahmen welcher Lehrveranstaltungen werden an deutschen Universitäten im Rahmen des Medizinstudiums vermittelt?
Methoden: Es ist geplant, im Zeitraum Juni 2011 bis September 2011 eine schriftliche Befragung der 36 Medizinischen Fakultäten in Deutschland zu Ausbildungsumfang und -inhalten, zuständige Fachbereiche, Prüfungsformate sowie Ressourcen durchzuführen. Die Befragung findet im Rahmen eines BMBF-Projekts zur Entwicklung eines E-Learning Curriculums „Sexueller Kindesmissbrauch“ für pädagogische Berufe und Heilberufe statt. Kooperationspartner sind u.a. die Medizinische Fakultät der Universität Ulm sowie der Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt a.M.
Ergebnisse: Erste Ergebnisse stehen im Oktober 2011 zur Verfügung.
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist kein eigenständiges Fach im Pflichtcurriculum des Medizinstudiums. Daher ist als Ergebnis zu erwarten, dass an den Medizinischen Fakultäten in Deutschland nur elektiv Lehrinhalte zum Umgang mit sexuellem Kindesmissbrauch beispielsweise in den Fächern Psychiatrie, Gynäkologie, Pädiatrie oder Allgemeinmedizin angeboten werden.
Schlussfolgerung: Aus den Ergebnisse werden Überlegungen abgeleitet, inwieweit standardisierte Lehrinhalte zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in das Pflichtcurriculum aufgenommen werden sollten. Diese Folgerungen werden in die Entwicklung eines E-Learning Angebotes mit systematisch aufbereiteten und interaktiven Lerninhalten miteinbezogen, das ab Mitte 2012 an der Universität Ulm zur Verfügung stehen wird [1], [2], [3].
Literatur
- 1.
- Fegert JM, König L, König C, Seitz A, Spröber N. Erster Zwischenbericht der wissenschaftlichen Begleitforschung zur telefonischen Anlaufstelle der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung Frau Dr. Bergmann zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Ulm: Universität Ulm; 2010.
- 2.
- FFegert JM, König L, Rassenhofer M, Seitz A, Spröber N. Zweiter Zwischenbericht der wissenschaftlichen Begleitforschung zur telefonischen Anlaufstelle der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs von Kindern Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin a.D. Ulm: Universität Ulm; 2010.
- 3.
- Fegert JM, Ziegenhain U, Goldbeck L. Traumatisierte Kinder und Jugendliche in Deutschland. Analysen und Empfehlungen zu Versorgung und Betreuung. Weinheim, München: Juventa; 2010.