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Gendersensibilität und geschlechterspezifische Rollenvorstellungen in der Medizin: Eine Bestandsaufnahme.
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Veröffentlicht: | 18. September 2012 |
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Fragestellung: Gibt es ein Bewusstsein für Geschlechteraspekte und geschlechtsspezifische PatientInnen-/ÄrztInnen-Rollenvorstellungen bei Studierenden und Lehrenden der medizinischen Fakultäten Duisburg-Essen und Münster?
Methode:
- Stichprobe: 2531 Teilnehmer der medizinischen Fakultäten Duisburg-Essen und Münster (Studierende: 1691; Wissenschaftliche MitarbeiterInnen: 787; ProfessorInnen: 53).
- Messinstrument: Online-Fragebogen zur Erhebung der Einstellungen in drei Kategorien: Gendersensibilität, Rollenverständnis-ÄrztIn, Rollenverständnis- PatientIn.
- Auswertung: Statistische Häufigkeitsanalyse der Teilnehmer-Gruppen und Chi-Quadrat-Auswertung (Programm: SPSS 20) der Standortunterschiede. Der Schwellenwert der Zustimmung liegt bei ≥ 60%.
Ergebnisse: An beiden medizinischen Fakultäten herrscht sowohl unter den Studierenden als auch unter den wissenschaftlichen MitarbeiterInnen und ProfessorInnen breite Zustimmung über die Wichtigkeit von Geschlechteraspekten, wie z. B. der Qualitätsverbesserung medizinischer Versorgung durch geschlechterspezifisches Wissen. Viele finden, dass das Geschlecht der PatientInnen eine wichtige Rolle spielt (Zustimmung: > 70 %), wogegen das der behandelnden ÄrztInnen als wenig relevant empfunden wird. Bei den Studierenden verstärkte sich die Bedeutsamkeit des Geschlechts von PatientInnen und ÄrztInnen mit zunehmender Studiendauer.
Schlussfolgerungen: Es wird grundsätzlich völlig unterschätzt, wie wichtig das Geschlecht des Behandelnden für den Therapieerfolg und die Arzt-PatientInnenbeziehung sein kann. Da Gendersensibilität und Rollenbewusstsein notwendige Vorraussetzungen zur guten Versorgung von PatientInnen sind, sollte dieses Wissen in der medizinischen Ausbildung eine stärkere Berücksichtigung finden. Unsere Studienergebnisse zeigen, dass hier noch Optimierungspotential besteht.