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Scholarship in der Medizin – Ein Fall für POL?! POL als Lehrformat zur wissenschaftlichen Handlungskompetenz. Ergebnisse einer qualitativen Studie
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Veröffentlicht: | 20. August 2013 |
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Hintergrund: Wissenschaftliche Kompetenzen gelten als zentrales Ausbildungsziel des Medizinstudiums. Absolventenstudienergebnisse zeigen, dass dieses Ziel derzeit noch kaum erreicht wird. Deshalb ist die medizinische Fakultät Freiburg dabei, einen longitudinalen curricularen Schwerpunkt für den Erwerb wissenschaftlicher Kompetenzen einzurichten. Als erster Baustein wurde ein neues Seminar für den ersten Studienabschnitt entwickelt, in dem Grundlagen wissenschaftlicher Methodik erlernt werden sollen: Didaktische Umsetzung erfolgte mittels problemorientierten Lernens, da dessen Schritte viele Parallelen zu wissenschaftlichem Vorgehen aufweisen.
Fragestellung: Da POL bisher noch nicht gezielt für diesen Bereich eingesetzt wurde stellte sich die Frage, wie die Fälle konstruiert sein müssen, damit sie Studierende anregen, vor allem methodische Fragestellungen und Lernziele zu entwickeln.
Methode: Das Seminar wurde erstmals im SSe 2012 mit der gesamten Kohorte des 2. Semesters Medizin (N=340) durchgeführt. Die Studierenden dokumentierten den Lernprozess ihrer Gruppe anhand von Fallprotokollen. Inhaltsanalytisch ausgewertet wurden 160 Fallprotokolle zu 5 Fällen:
- 1.
- In welcher Ausführlichkeit bearbeiteten die Studierenden anhand des Falls methodische Fragestellungen?
- 2.
- Welche Art von Fällen regt am ehesten zum Bearbeiten methodischer Fragen an?
Zusätzlich wurde berücksichtigt, ob die Studierenden die Fälle als positiv/interessant bewertet hatten, erhoben durch 5-stufige Likertskala.
Ergebnisse: Die inhaltsanalytische Auswertung ergab folgende Kategorien von Fragestellungen, die je nach Fall unterschiedlich gewichtet waren:
- 1.
- Medizinisch-klinische Fragen
- 2.
- Wissenschaftlich methodische Fragen
- 3.
- Gesellschafts-/gesundheitspolitische Fragen
- 4.
- Sonstige Fragen
Es wurden am häufigsten wissenschaftlich-methodische Fragen generiert, allerdings nur selten als einzige Kategorie.Häufig wurde ein Fall dann als positiv/anregend bewertet, wenn medizinisch-klinische Fragestellungen entstanden und bearbeitet wurden. Umgekehrt wurden Fälle eher negativ bewertet, wenn kein offensichtlich medizinisch-klinischer Bezug hergestellt werden konnte, auch dann, wenn die Fallprotokolle wissenschaftlich methodische Fragestellungen enthielten und den Seminarlernzielen entsprachen.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass die eingesetzten Fälle die Studierenden dazu anregten, wissenschaftlich-methodische Fragestellungen und Lernziele zu generieren, entsprechend sind sie für das Ziel des Seminars geeignet. Anregend erlebt wurden die Fälle offensichtlich vor allem dann, wenn auch medizinisch-klinische Bezüge hergestellt werden konnten. Für die Weiterentwicklung der Fälle lässt sich schließen, dass Fälle am geeignetsten sind, die sowohl wissenschaftliche-methodische als auch medizinisch-klinische Fragestellungen aufwerfen, selbst wenn letztere letztendlich nicht als Lernziele weiterverfolgt werden, sondern eher motivational funktionieren. Dementsprechend wurden Fälle im SSe2013 angepasst.