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Klinische Abläufe, Einzelfall- und systembezogenes Denken, Interprofession – Das Magdeburger Curriculum zur Versorgungskompetenz
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Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Der Diskurs zur medizinischen Ausbildung entwickelte sich von einer Praxis- zu einer Kompetenzorientierung [http://www.gesetze-im-internet.de/_appro_2002/BJNR240500002.html], [http://www.nklm.de/]. Fokussiert diese Ausrichtung die Schulung vorwiegend lernerbezogener Qualitäten, so fordern Aufgaben stationärer Tätigkeit die Einbeziehung vielfältiger Aspekte, die den gesamten Arbeitsbogen [1] medizinischer Versorgung einbezieht. In Erweiterung und als Rahmung sämtlicher Kompetenzen zur erfolgreichen Ausübung klinischer Medizin kann daher von einer „Versorgungskompetenz“ gesprochen werden. Die Praxisphasen des Medizinstudiums sind für Berufsbiographie und ärztliche Sozialisation bedeutend:Insbesondere in Famulatur und Praktischem Jahr (PJ) sind die Studierenden erstmalig als ärztliches Personal identifizierbar; sie müssen Faktenwissen in Kompetenz transformieren. Lernziele des entwickelten Magdeburger Curriculums zur Versorgungskompetenz (MCV)fokussieren die Erweiterung interprofessioneller Kompetenz, der Schulung einzelfall- und systembezogenen Denkens und der Vermittlung eines fächerübergreifenden Grundverständnisses klinischer Abläufe. In Pilotprojekten unternahmen die Autoren seit WS 2013/14 drei curricular miteinander verbundene Vorbereitungsseminare jeweils zur Praxisphase Famulatur(2 Tage) und PJ(5 Tage)mit klinischem, interprofessionellem und versorgungswissenschaftlichem Bezug.
Methoden: Neben der fallvignettenbasierten Entwicklung einer interdisziplinären Versorgungskette wurden interprofessionelle Aspekte von Famulatur- und PJ-Tätigkeiten auf Station bearbeitet. In Skills-Workshops wurden praktische Fertigkeiten durch interprofessionelle Dozententeams vertieft. Dokumentation (u. a. Bedarfsanalyse, Befragung, Metaplananalyse) und Evaluation dienen der Qualitätssicherung und im Sinne von forschender Lehre dem empirisch-explorativen Zugang zu Famulatur und PJ. Fragebogenbasierte Evaluationsergebnisse wurden nach Absolvieren der ersten Praxisphasen mit einer fortgesetzten Vignettenbefragung und einem qualitativen Leitfadeninterview bzw. E-Mail-Interviews zur longitudinalen Analyse quantitativ-qualitativ trianguliert.
Ergebnisse: Bedarfsanalyse, qualitative Auswertung der Fallvignetten, der Interviews und Evaluationen seit 2014 bestätigen Lernzielauswahl des MCV und Methodik der Seminare vor und nach Absolvieren der jeweiligen Praxisphasen bei Studierenden und Dozierenden. Die Befragungsergebnisse weisen auf ein besseres Famulatur- sowie PJ-Erleben hin und stützen eine Verstetigung der Seminarinhalte.
Diskussion/Schlussfolgerung: Durch Fortsetzung der aufeinander curricular aufbauenden Vorbereitungsseminare perspektivisch für alle Praxisphasen wird die Aufnahme in die curriculare Lehre angestrebt. Darüber hinaus kann zu einer empirischen Klärung der Praxisphasen im Medizinstudium aus der Perspektive der beteiligten Lernenden und Lehrenden u. a. als biographierelevante Statuspassagen in der ärztlichen Ausbildung im klinischen Zusammenhang beigetragen werden. Versorgungszielbasierte Kompetenzentwicklung verbessert die Tätigkeit in der klinischen Arbeitswirklichkeit auf Station.