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Einführung eines Pflichtseminars zur Reflexion von ärztlichen Rollen im 6. Studienjahr: interdisziplinärer fakultärer Planungsprozess und Ergebnis
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Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Aus Sicht der Gesellschaft und im Hinblick auf ärztliche Rollen und Kompetenzen sollte der Reflexion ärztlichen Handelns mehr formalisierte Unterrichtszeit eingeräumt werden [1], [2]. Daher wurde an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich ein Pflichtseminar für die Aufarbeitung von klinischen Fällen aus dem Wahlstudienjahr (Praktisches Jahr) eingeführt und im Herbst 2014 erstmals durchgeführt. In diesem Beitrag soll der interdisziplinäre Planungsprozesses dargestellt werden.
Methoden: Nach Literaturstudium und Diskussionen in der Curriculumplanung wurde eine Arbeitsgruppe zusammengestellt, die alle beteiligten Interessengruppen einschloss: Vertreterinnen und Vertreter u.a. aus den Fächern: Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Anästhesiologie, Neonatologie, Psychiatrie, Geriatrie, biomedizinische Ethik, Medizingeschichte, Sozialmedizin, sowie Studierende, Curriculumplaner und den Studiendekan Klinik. Insgesamt wurden drei Runden mit geleiteten Diskussionen in wechselnden Zusammensetzungen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden jeweils protokolliert und unter den Diskussionsteilnehmern vor der jeweils nächsten Runde zirkuliert. Im Weiteren erarbeitete ein Teil der Gruppe ein Konzeptpapier und konsentierte dies mit der gesamten Arbeitsgruppe.
Parallel dazu wurden in der Fakultät interessierte Dozierende mit langjähriger klinischer Erfahrung per Email angesprochen. Die ca. 40 Interessierten wurden zu Kurz-Workshops eingeladen, in denen Wege zur Umsetzung des Konzeptpapiers diskutiert wurden. Auf Basis dieser Diskussionen wurde ein konkretes Dozierenden-Handbuch erstellt.
Ergebnisse: Das endgültige Semesterprogramm bestand aus einer Mischung von Workshops (n=6 à 2h, 18 Studierende pro Gruppe), Selbstarbeit in Kleingruppen (n=3 à 2h, 6 Stud.), und Plenarveranstaltungen (n=4 à 2h), jeweils wöchentlich zur gleichen Zeit. Die Workshops wurden von erfahrenen klinischen Dozierenden geleitet, während die Plenarveranstaltungen von ausgewiesenen Expertinnen und Experten im jeweiligen Feld gehalten wurden, teils als Kurzreferate mit anschließender Diskussion, teils als Podiumsdiskussion.
Für die Arbeit in den Workshops lieferte jeder Studierende zu Semesterbeginn einen “schwierigen Fall” aus seinem eigenen Wahlstudienjahr. Ein “schwieriger Fall” wurde definiert als Fall, der mit typischen medizinfachlichen Algorithmen nicht lösbar war oder bei dem verschiedene Handlungsoptionen miteinander konkurriert hatten. Der Inhalt der Workshops wurde von den Dozierenden auf Basis der Fälle in Form von Leitthemen gruppiert (z.B. Patientensicherheit oder Kommunikation mit Angehörigen). Während des Semesters hatte jeder Studierende die Aufgabe, seine Fallvignette mit Diskussionsinhalten und Konzepten aus Workshops und Plenarveranstaltungen anzureichern. Die finale Fallvignette diente als Leistungsnachweis.
Diskussion/Schlussfolgerung: Evaluationsergebnisse zeigten einen guten Erfolg der Veranstaltung im ersten Durchlauf.
Literatur
- 1.
- Akademien der Wissenschaften Schweiz. "Medical Humanities": Über die Bedeutung der Geistes- und Sozialwissenschaften für die Medizinal- und Gesundheitsberufe. Swiss Acad Com. 2014;9(5).
- 2.
- Hoffmann M, Stark R. Weisheitsbezogene Kompetenz im medizinischen Kontext. GMS Z Med Aus. 2009;26:Doc41. DOI: 10.3205/zma000634