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Soziale Einflüsse auf das Risiko der Pflegebedürftigkeit älterer Männern
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Einleitung/Hintergrund: Es gehört zu den vielfach bestätigten Befunden, dass Personen benachteiligter sozioökonomischer Positionen sowohl einem erhöhten Morbiditäts- als auch einem erhöhten Mortalitätsrisiko unterliegen. Weitaus weniger gut untersucht ist dagegen der Sonderfall der Pflegebedürftigkeit. Obwohl insbesondere die Pflegebedürftigkeit älterer Menschen, vor dem Hintergrund der demografischen Veränderungen in Deutschland, eine zunehmende Herausforderung an das Gesundheitswesen stellen wird, ist nur wenig über die Einflussfaktoren auf das Risiko pflegebedürftig zu werden und die dabei wirkenden Mechanismen sozialer Ungleichheit bekannt. Diese Forschungslücke ein wenig aufzufüllen, ist das Ziel des vorliegenden Vortrags.
Material/Methoden: Als Datengrundlage dienen die Routinedaten der Gmünder Ersatzkasse (GEK) für den Zeitraum 1998-2006. Diese Daten enthalten neben grundlegenden soziodemographischen Informationen ebenfalls Informationen zu Pflegebedürftigkeit, stationären Aufenthalten und Berufswechseln. Als Untersuchungspopulation wurden männliche Versicherte selektiert, die mindestens 45 Jahre alt oder älter sind. Von diesen Männern werden etwa 3000 im Laufe ihres Lebens pflegebedürftig (im Sinne des SGB XI). Für die Sekundäranalyse kommen, neben den gängigen deskriptiven Verfahren, vor allem die Methoden der Ereignisanalyse (Übergangsratenmodelle) zum Einsatz. Mit diesen ist es möglich das Risiko der Pflegebedürftigkeit unter Berücksichtigung sozialer Ungleichheiten zu berechnen.
Ergebnisse: Die Ergebnisse verdeutlichen, dass besonders Männer aus gering qualifizierten und manuellen Berufen von einer erhöhten Pflegebedürftigkeit betroffen sind. Diese sozialen Ungleichheiten bleiben selbst bei schwerwiegenden Erkrankungen (z.B. bösartigen Neubildungen) bestehen und lösen sich erst bei Eintritt in die Pflegestufe III auf.
Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Mechanismen sozialer Ungleichheit auch in Bezug auf Pflegebedürftigkeit wirken. Da bekanntlich die Erlangung einer Pflegestufe über den Begutachtungsprozess des MDK mit erheblichen Ressourcen verbunden ist, wird üblicherweise angenommen, dass vor allem sozioökonomisch Bessergestellte ihre Interessen im Begutachtungsprozess vorteilhafter durchzusetzen vermögen. Sind dennoch Männer aus benachteiligten sozioökonomischen Positionen ein Prädiktor für den Eintritt in eine Pflegestufe, dann unterschätzt der Indikator "Pflegestufe" möglicherweise die tatsächlich vorhandene Pflegebedürftigkeit der an Ressourcen Ärmeren.