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Regionale Verteilungseffekte der Gesundheitsreform 2007
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Gliederung
Text
Einleitung/Hintergrund: Die regionalen Verteilungswirkungen der Gesundheitsreform 2007 haben in der politischen Konsensfindung breiten Raum eingenommen ("Aufstand der Südländer"). Die Debatte ist wesentlich durch fünf wissenschaftliche Studien bestimmt worden [Ref. 1], [Ref. 5], [Ref. 4], [Ref. 2], [Ref. 6]. In diesem Review sollen die unterschiedlichen Operationalisierungen der Fragestellung nach den regionalen Verteilungswirkungen, die unterschiedlichen Methoden und die Ergebnisse der Studien analysiert und verglichen werden.
Material und Methoden: Material für die Analyse sind die Methoden- und Ergebnisteile der genannten Studien.
Ergebnisse: Während Dabrinski [Ref. 2] nur den Gesamteffekt der regionalen Verteilungswirkungen nach Gesundheitsreform ausweist, weisen die übrigen Studien den inkrementellen Effekt (vor und nach Gesundheitsreform) sowie den Gesamteffekt getrennt aus. Rürup/Wille [Ref. 5] untersuchen nur den Effekt der Vervollständigung des Finanzkraftausgleichs durch den Gesundheitsfonds, RWI [Ref. 4] zusätzlich den Effekt der kasseninternen Umverteilung im Risikostrukturausgleich, Wasem et al. [Ref. 6] und Bundesversicherungsamt [Ref. 1] zusätzlich den Effekt regionaler Ausgabenunterschiede. Zur Untersuchung des Finanzkrafteffektes werden mangels zur Verfügung stehender Routinedaten mit Sozio-ökonomischem Panel [Ref. 1], [Ref. 4], [Ref. 5] und Einkommens- und Verbrauchsstichprobe [Ref. 2], [Ref. 6] unterschiedliche Stichproben herangezogen.
Übereinstimmend stellen die Studien fest, dass die Verischerten in den finanzstarken Bundesländern durch die Finanzierungsreform zusätzlich belastet werden, während die Versicherten in Ostdeutschland entlastet werden. Die Effekte regionaler Ausgabenunterschiede bei bundesweiten Krankenkassen – soweit untersucht – wirken dem in einer Reihe von Ländern entgegen (etwa Bayern), während sich in anderen Bundesländern (etwa Baden-Württemberg) die Effekte addieren.
Die unterschiedlichen empirischen Ergebnisse sind durch die Wahl der Daten und die verschiedenen Operationalisierungen der Fragestellungen gut erklärbar.
Diskussion/Schlussfolgerungen: Die politischen Kontroversen um die „regionalen Verteilungseffekte“ sind wesentlich in unterschiedlichen Operationalisierungen dieses Begriffes begründet, die mit unterschiedlichen empirischen Ergebnissen einhergehen.
Zur Verbesserung der Datenlage sind die gesetzlichen Grundlagen zur Erfassung von Regionaleffekten in der GKV zu ändern, z.B. durch Einführung eines Länderkennzeichens auf der Krankenversichertenkarte.
Literatur
- 1.
- Bundesversicherungsamt (2004). Regionale Verteilungswirkungen des Risikostrukturausgleich. Untersuchung im Auftrag der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Überprüfung des Risikostrukturausgleichs und weiterer Fragen zum Organisationsrecht. Stand: 6.9.2004. Bonn, Bundesversicherungsamt.
- 2.
- Dabrinski T. (2006). Ökonomische Auswirkungen der Gesundheitsreform auf die Bundesländer. Kiel, Institut für Mikrodaten-Analyse.
- 3.
- Göpffarth D. (2006). "Regionale Verteilungswirkungen des Gesundheitsfonds." Gesundheit und Sozialpolitik 60(11/12): 14-20.
- 4.
- Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung und Universität Dortmund (2006). Finanzielle Auswirkungen der Einführung des Gesundheitsfonds auf die Bundesländer - Forschungsvorhaben für das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Essen, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung.
- 5.
- Rürup B, Wille E. (2007). Finanzielle Effekte des vorgesehenen Gesundheitsfonds auf die Bundesländer, Gutachten im Auftrage des Bundesministeriums für Gesundheit. Darmstadt/Mannheim.
- 6.
- Wasem J, Buchner F, Lux G, Manouguian MS, Schillo S. Die Regionaldimension in der Gesetzlichen Krankenversicherung vor dem Hintergrund des GKV-WSG. Diskussionsbeiträge aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Universität Duisburg-Essen Campus Essen. Nr. 153. 2007