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Entwicklung evidenzbasierter und patientenorientierter Versorgungsempfehlungen für Betroffene mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED)
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Einleitung/ Hintergrund: Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (Cu) sind chronische Darmerkrankungen charakterisiert durch rezidivierende, entzündliche Schübe. Die jährliche Inzidenz beider Erkrankungen zusammen liegt bei etwa 6/ 100.000 Einwohner mit steigender Tendenz [Ref. 1]. Insgesamt ist zurzeit mit ca. 320.000 Betroffenen in Deutschland zu rechnen [Ref. 2]. Im Verlauf ihrer Erkrankung sind die Betroffenen mit verschiedensten körperlichen, seelischen und sozialen Problemen konfrontiert. Aus sozialmedizinischer Sicht sind die Erkrankungen hauptsächlich wegen des frühen Manifestationsalters (zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr) sowie der oft erheblichen Auswirkungen auf Aktivitäten und Teilhabe in allen Lebensbereichen bedeutend. Wesentlich beeinflusst werden Verlauf und Prognose der CED durch das Krankheitsverständnis, die Mitarbeit und das Selbstmanagement der Kranken.
Material und Methoden: Basierend auf systematischen Leitlinien- und Literaturstudien sowie ExpertInnen-Interviews, ist ein 108 - fast immer geschlossene - Fragen umfassendes Erhebungsinstrument entwickelt worden. Über CED-Schwerpunktpraxen und -Ambulanzen, die DCCV und über Anzeigen sind die Selbstausfüllfragebögen bundesweit verteilt worden.
Ergebnisse: Von 2702 verteilten Fragebögen konnten 1083 ausgewertet werden (Rücklauf 40%). Häufiger haben Frauen (65%) und MC-Kranke (58%) teilgenommen. Das mittlere Alter liegt bei 42, die mittlere Erkrankungsdauer bei 12 Jahren. Auffallend häufig sind „starkes Leiden“ unter Müdigkeit/ Erschöpfung (36%) und hohe Angstwerte (24%) [Ref. 3]. Bei den Aktivitätseinschränkungen wird häufig die Ernährung (28%) angegeben. Durchschnittlich ein Viertel empfindet „starke Beeinträchtigung“ in verschiedenen Lebensbereichen. Weiterhin fallen „häufiger“ Stress (41%), negative subjektive Erwerbsprognose (21%), großer Informationsbedarf (~59%), Probleme mit Krankenversicherungen (27%) sowie verbreitete Anwendung alternativer Heilmethoden (95%) auf. Es gibt eine häufige Unzufriedenheit mit körperlicher Leistungsfähigkeit (46%). Fast alle werden in hausärztlichen (97%) sowie gastroenterologischen Praxen versorgt (93%). Die Hälfte hält die medizinische Versorgung von CED-Kranken für verbesserungswürdig.
Diskussion/ Schlussfolgerung: Alle wesentlichen psychosozialen Problemlagen wurden vermutlich abgebildet. CED-Kranke bedürfen einer multi- und interdisziplinären, wohnortnahen und krankheitsbegleitenden Versorgung unter Einschluss auch edukativer, psychologischer und sozialtherapeutischer Interventionen. Dazu sind regional und flächendeckend Versorgungsnetze zu entwickeln bzw. zu festigen.
Literatur
- 1.
- Stange EF, Schreiber S, Fölsch U, et al. Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn. Z Gastroenterol. 2003, 41: 19-68 (Sonderdruck). Stange EF, Riemann J, von Herbay A, et al. Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa. Z Gastroenterol. 2001, 39: 19-71.
- 2.
- DCCV e.V. Bundesgeschäftsstelle, Webmaster, Paracelsusstr. 15, 51375 Leverkusen. http://www.dccv.de/
- 3.
- Zigmond AS, Snaith RP. The hospital anxiety and depression scale. Acta Psychiatr Scand. 1983; 67: 361-370.