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PROSPEKTIVE STANDARDISIERTE DOKUMENTATION DER ADIPOSITASTHERAPIE BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND DER SCHWEIZ: DIE APV-INITIATIVE
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Einleitung: Währen die Prävalenz der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen zunimmt, sind aktuelle Therapieangebote durch große Heterogenität gekennzeichnet. Therapieerfolge werden oft von Therapieanbietern individuell definiert, ein gemeinsamer Konsens über konkrete Outcome-Indikatoren wird erst entwickelt. Die Fachgesellschaft ist dabei, strukturelle Anforderungen für eine Zertifizierung zu definieren.
Material und Methode: Seit 4 Jahren wird die APV-Software an der Universität Ulm entwickelt, finanziell unterstützt durch die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung im Rahmen der BZGA-Beobachtungsstudie, sowie durch die Deutsche Adipositas Gesellschaft. Die Software wird allen Einrichtungen, welche sich an Qualitätsvergleichen der Fachgesellschaft (Arbeitsgemeinschaft Adipositas bei Kindern und Jugendlichen – AGA) beteiligen, kostenlos zur Verfügung gestellt.
Ergebnisse: Im März 2007 liegen 99525 Datensätze von 35211 Patienten vor. 38.9% der Patienten sind bei Erstvorstellung extrem adipös (>99.5. Percentile nach Kromeyer-Hauschild), 37.5% sind adipös (97-99.5. Percentile), 11.9% sind übergewichtig (90.-97. Perc. und 4.9% fallen noch in den Normalbereich. Insgesamt 113 Zentren haben sich beteiligt, 22 Reha-Kliniken und 91 ambulante Therapieeinrichtungen. Zweimal jährlich bekommt jede Einrichtung einen Benchmarking-Report, in welchem relevante Indikatoren der Patientenselektion (Alter, Ausmaß des Übergewichts, Ausmaß der Komorbidität), der Prozessqualität (Therapieintensität, Vollständigkeit von Diagnostik und Nachkontrollen) sowie Therapieergebnisse (BMI-Reduktion, Komorbidität) verglichen werden. Der BMI-SDS nahm unter Therapie im Mittel um 0.3 ab, 21.8% der Patienten konnten den BMI um mehr als 0.5 Standardabweichungen reduzieren. Der Gesamt-Datenpool steht für wissenschaftlich-epidemiologische Auswertungen zur Verfügung: Die Rate der Hypertension (OR, adjustiert für Alter und Geschlecht) war bei Übergewichtigen um 23%, bei Adipösen um 82% und bei extrem Adipösen um 231% erhöht, vergleichbare Werte fanden sich für die Hypertriglyceridämie (19%, 70%, 125%).
Schlussfolgerungen: Eine standardisierte prospektive Dokumentation von Kindern und Jugendlichen in spezialisierten Adipositas-Therapieangeboten ermöglicht Qualitätsvergleiche, die Teilnahme wird in die Zertifizierung von Behandlungsangeboten einfließen. Multizentrisch erhobene Daten von über 35 000 pädiatrischen Patienten erlauben allgemeingültige Aussagen zur Adipositas.