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Konzepte, Chancen und Grenzen von Empowerment und Partizipation in gemeindenaher Gesundheitsförderung: Ergebnis einer qualitativen Studie in New South Wales, Australien
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Hintergund: Bürgerbeteiligung (Partizipation) und Empowerment (Ermächtigung) gelten als Kernprinzipien der WHO-Vision von Gesundheitsförderung. Es ist allerdings nur wenig darüber bekannt, welche Rolle sie in der alltäglichen gesundheitsförderlichen Praxis spielen, insbesondere bei Gemeindeprojekten. Die Studie sollte untersuchen, wie Projektleiter und Projektmitarbeiter von gemeindenaher Gesundheitsförderung die Konzepte von Empowerment und Partizipation wahrnehmen, und wie sie sie in ihre alltägliche Arbeit integrieren (können). Der Untersuchungsort Australien eignet sich besonders, da hier im Unterschied zu Deutschland bereits umfangreiche Erfahrungen mit der Umsetzung von Empowerment und Partizipation in gemeindenaher Gesundheitsförderung vorliegen.
Methoden: Es wurden semistandardisierte Interviews bei 18 Praktikern der gemeindenahen Gesundheitsförderung im australischen Bundesstaat New South Wales durchgeführt. Die Interviews behandelten Definitionen, positive Effekte und Grenzen von Empowerment und Partizipation in der Gesndheitsförderungspraxis. Die Interviewtranskripte wurden entsprechend der grounded theory von Glaser/Strauss analysiert, d.h. die Texte wurden kontinuierlich codiert, die Themen neu gebildeten Kategorien untergeordnet. Zur Validierung wurden die Ergebnisse auf einem Workshop mit 12/18 Interviewpartnern diskutiert (group feedback analysis).
Ergebnisse: Die Konzepte von Empowerment und Partizipation erwiesen sich als in der Praxis häufig nur begrenzt umsetzbar. Ursächlich sind zum einen begriffliche Unklarheiten und Mehrdeutigkeiten. Zum anderen ergab sich, dass diesen Prinzipien von Seiten der Entscheidungsträger oder Geldgeber im Vergleich zu klassischen Gesundheitsparametern wenig Wert beigemessen wird. Auch kann die aktive Mitbestimmung von Gemeindemitgliedern die Schwerpunkte einer Initiative in sozio-ökonomische Bereiche verschieben, für die der Gesundheitsbereich sich als nicht verantwortlich sieht bzw. keine Kompetenzen hat. Diese Probleme führen u.a. zu einer gewissen beruflichen Frustration der Projektleiter.
Schlussfolgerung: Es konnten entscheidende, in der Fachliteratur weitgehend ignorierte Probleme bei der praktischen Umsetzung gemeindenaher Gesundheitsförderung beschrieben werden, die ähnlich auch in Deutschland zutreffen können. Inwieweit praktische Ansätze diese Probleme berücksichtigen können und sektorenübergreifende Ansätze auf politischer Ebene möglich sind, müsste insbesondere mit Blick auf die deutsche Situation weiter untersucht werden.