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Auswirkungen einer rechnerunterstützten Pflegedokumentation auf Vollzähligkeit und Zeitaufwand?
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Einleitung: Die Pneumologie des Universitätsklinikums des Saarlandes nutzt seit 10 Jahren ein klinisches Arbeitsplatzsystem (KAS) [Ref. 1]. Eine rechnerunterstützte Pflegeanamnese im KAS wird seit Mai 2006 über mobile Geräte erfolgreich auf beiden Normalstationen (42/32 Betten) eingesetzt. Zur Erhöhung der inhaltlichen Qualität wurden Plausibilitätsprüfungen implementiert [Ref. 2]. Ziel unserer Untersuchung war es, folgende Faktoren vor und nach Einführung zu untersuchen [Ref. 3], [Ref. 4], [Ref. 5]:
- Für wieviel Prozent der stationären Fälle ist eine Pflegeanamnese dokumentiert?
- Wieviel Zeit wird durchschnittlich für die Dokumentation der Pflegeanamnese benötigt?
- Wie wird die Umstellung durch das Pflegepersonal beurteilt?
Methode: Das Vorliegen der Pflegeanamnese wurde für alle stationären Aufnahmen an 9 Arbeitstagen vor Einführung und 4 bzw. 9 Monate nach Einführung der rechnerunterstützten Pflegedokumentation geprüft. Parallel wurde der Zeitaufwand für die Dokumentation konventionell bei 31 Fällen gemessen beziehungsweise rechnerunterstützt im KAS protokolliert, exportiert und ausgewertet (n=189/178).
Neun Monate nach Einführung wurde das Pflegepersonal standardisiert interviewt (n=24), bezüglich Akzeptanz, Layout, Vorgehensweise, Zeitaufwand und Qualität des Inhaltes.
Ergebnisse: Die Pflegeanamnese wurde konventionell dokumentiert in 61,3% der Fälle, rechnerunterstützt in 79,8% nach 4 und 85,2% nach 9 Monaten.
Der Zeitaufwand betrug konventionell durchschnittlich 7:57 Minuten (n=31), rechnerunterstützt 7:22 Minuten nach 4 und 7:44 Minuten nach 9 Monaten.
Im Interview beurteilten 79% die rechnerunterstützte Pflegeanamnese positiv, 71% meinen bei Wiederaufnahmen schneller zu sein. Ansonsten wird der Zeitbedarf gleich (46%) oder höher (38%) wahrgenommen. Obwohl 58% die Plausibilitätsprüfungen hilfreich finden, denken nur 33%, dass sich die Qualität verbessert.
Diskussion: Mit der Umstellung auf EDV wird für mehr Patienten eine Pflegeanamnese dokumentiert. Wir führen dies auf eine Vereinfachung bei Wiederkehrern zurück. Es konnte bisher nur für wenige Patienten der konventionelle Dokumentationsaufwand gemessen werden. Dieser unterscheidet sich bisher kaum von der rechnerunterstützten Dokumentation.
Insgesamt beurteilt die Mehrheit der Pflegekräfte die elektronische Pflegeanamnese positiv, so dass sie derzeit auf andere Stationen ausgeweitet wird.
Literatur
- 1.
- Gräber S, Flaig M, Sybrecht GW. Das klinische Arbeitsplatzsystem IS-H/IS-H*MED. Ein Erfahrungsbericht aus den Universitätskliniken des Saarlandes. Das Krankenhaus. 2000;6:496-73.
- 2.
- Ammenwerth E, Eichstädter R, Schrader U. EDV in der Pflegedokumentation – Ein Leitfaden für Praktiker. Hannover, Schlüterscher Verlag 2003.
- 3.
- Ammenwerth E, Eichstädter R, Haux R, Pohl U, Rebel S, Ziegler S. A Randomized Evaluation of a Computer-Based Nursing Documentation System. Methods of Information in Medicine. 2001;40: 61-8.
- 4.
- Dzuck M, Kießling H. EDV in der Pflegedokumentation – Auswirkungen auf die Tätigkeit und die Beanspruchung des Pflegepersonals? Dtsch Med Wschr. 2000;125:1536.
- 5.
- Larrabee JH, Boldreghini S, Elder-Sorrells K, Turner ZM, Wender RG, Hart JM, Lenzi PS. Evaluation of documentation before and after implementation of a nursing information system in an acute care hospital. Computers in Nursing. 2001;19(2):66-8.