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Teilnahme von Schwangeren an einem Modellprojekt zur Verhinderung von Frühgeburten in Abhängigkeit ausgewählter Risikofaktoren
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Hintergrund: Im Rahmen eines im Dezember 2003 von vier Ersatzkassen (KKH, BEK, TK, HMK) in fünf Bundesländern gestarteten Modellprojekts wird untersucht, inwiefern regelmäßige Selbstmessungen des Scheiden-pH-Wertes zur Vermeidung von Frühgeburten beitragen können. Die durch Selbstselektion entstandene Interventionsgruppe umfasst Schwangere, die durch die Anforderung von Testhandschuhen Teilnahmeinteresse am Modellprojekt signalisierten (Interessierte). Eine Teilmenge bilden Schwangere, die einen ausgefüllten Dokumentationsbogen übermittelten (Teilnehmende). Die Kontrollgruppe umfasst Schwangere, die keine Testhandschuhe anforderten.
Methoden: Neben den Dokumentationsbögen liegen pseudonymisierte Krankenkassendaten zur Versicherten und zur Geburt vor. Zusätzlich stehen durch die Einbindung von Perinatalerhebungsdaten detaillierte Angaben zu Schwangerschaft und Geburt zur Verfügung. Z.Zt. sind diese Daten erst für Niedersachsen verfügbar. Alle Auswertungen beziehen sich auf das Jahr 2004. Folgende Analysen werden durchgeführt: Ermittlung des Anteils von Interessierten und Teilnehmenden an der Gesamtzahl der im Erhebungszeitraum versicherten Schwangeren; Analysen zur Verteilung von Risikofaktoren in Kontroll- und Interventionsgruppe.
Ergebnisse: Für das Jahr 2004 liegen aus den fünf Bundesländern Daten zu 55.142 Geburten vor, davon 1.027 Mehrlingsgeburten. 6.832 Mütter haben Testhandschuhe angefordert (12,4%), 2.941 ihre Messungsergebnisse übermittelt (5,3% der Gesamtgruppe bzw. 43,0% der Interventionsgruppe). Im Vergleich zur Kontrollgruppe sind Interessierte im Durchschnitt 1,5 Jahre (Teilnehmende 2 Jahre) älter (jeweils p<.0001). Der Anteil der Mehrlingsschwangerschaften ist im Vergleich zur Kontrollgruppe (1,7%) unter den Interessierten (2,7%) und unter den Teilnehmenden (2,6%) erhöht (p<.001).
Die mittels Perinataldaten durchgeführten Subgruppenanalysen für Niedersachsen an 8.365 Geburten zeigen, dass unter den Interessierten und unter den Teilnehmenden häufiger Frauen mit vorausgegangener Frühgeburt sind als in der Kontrollgruppe (2,6% bzw. 3,4% vs. 1,6%; p<.05). Raucherinnen sind unter den Interessierten und den Teilnehmenden seltener vertreten als in der Kontrollgruppe (4,4% bzw. 2,3% vs. 11,5%; p<.0001).
Schlussfolgerung: Erwartungsgemäß findet das Modellvorhaben bei Frauen mit erhöhtem Risiko auf eine Frühgeburt stärkeren Zuspruch. Diesem Umstand wird bei der Bewertung der Effektivität der Intervention durch den Einsatz geeigneter statistischer Verfahren (z.B. stratifizierte Analysen, Propensity-Score-Matching) Rechnung getragen werden.